Bei der UN-Klimakonferenz (COP30) im brasilianischen Belém hat Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD) am Dienstag mehr Tempo und konkrete Fortschritte beim globalen Klimaschutz gefordert. „Das klare Signal ist: Wir wollen gemeinsam hier vorankommen“, sagte sie vor Delegierten aus über 190 Staaten.
Zwar bekräftigte die Ministerin die deutsche Unterstützung für den geplanten Tropenwaldfonds (TFFF), vermied jedoch – wie zuvor Kanzler Friedrich Merz (CDU) – die Nennung eines konkreten Finanzbeitrags. „Wir wollen konkrete Zusagen, die wir machen, auch einhalten“, betonte sie. Zunächst stehe das politische Signal im Vordergrund, anschließend müssten „technische Prüfungen“ erfolgen, wie die deutsche Beteiligung umgesetzt werde.
Alabali Radovan verband ihre Rede mit einem klaren Appell: „Klimapolitik ist eine Chance und auch ein wirtschaftlicher Faktor.“ Sie hob hervor, dass Investitionen in erneuerbare Energien Arbeitsplätze schaffen und Innovationen fördern. Als Beispiel nannte sie deutsche Kredite für den Betrieb der Metro in São Paulo mit Ökostrom, eine „Win-Win-Situation für alle Beteiligten“.
Zugleich erinnerte sie an die sozialen Folgen des Klimawandels. „Klimaschutz ist auch Armutsbekämpfung“, sagte sie mit Blick auf die Zerstörungen durch den Tro pensturm Melissa in der Karibik. Deutschland wolle daher gezielt in klimaresiliente Landwirtschaft, Gesundheitsprojekte und den Loss-and-Damage-Fonds für Klimaschäden investieren.
Mit Blick auf die US-Regierung unter Donald Trump, die den Klimaprozess weitgehend boykottiert, bekräftigte die SPD-Ministerin das deutsche Bekenntnis zur internationalen Zusammenarbeit: „Wir halten an der 1,5-Grad-Grenze fest.“
OZD
OZD-Kommentar:
Reem Alabali Radovan steht in Belém sinnbildlich für eine Politik, die zwischen Idealismus und Realität balanciert. Sie spricht von Chancen, wo andere von Grenzen reden – doch ohne klare Summen bleibt der Klimaschutz ein Versprechen auf Papier. Während die USA unter Trump erneut aussteigen, versucht Deutschland, die Fahne der Vernunft hochzuhalten. Aber schöne Worte allein löschen keine Brände im Amazonas. Es braucht Geld, Mut – und vor allem Taten.
Mini-Infobox:
– Ort: UN-Klimakonferenz COP30 in Belém (Brasilien)
– Teilnehmerin: Reem Alabali Radovan, SPD
– Themen: Klimafinanzierung, Tropenwaldfonds TFFF, 1,5-Grad-Ziel
– Deutsches Ziel: Unterstützung, aber noch keine Betragsnennung
– Zentrales Zitat: „Klimaschutz ist auch Armutsbekämpfung“
OZD-Analyse
Deutschlands Rolle auf der COP30
a) Deutschland positioniert sich als Brückenbauer zwischen Industrieländern und globalem Süden.
b) Fehlende finanzielle Zusagen schwächen jedoch die Glaubwürdigkeit.
c) Der TFFF wird zum Lackmustest für Deutschlands Engagement.
Klimaschutz als Wirtschaftsfaktor
– Grüne Energieprojekte wie die Metro in São Paulo sollen Entwicklung und Nachhaltigkeit verbinden.
– Deutsche Förderbanken (z. B. KfW) sind zentrale Akteure dieser Strategie.
– Die Ministerin setzt auf „Hebelwirkung“ privater Investitionen durch staatliche Garantien.
Geopolitische Dimension
– Die Abwesenheit der USA unter Trump schafft ein Machtvakuum auf der COP30.
– Brasilien versucht, mit dem TFFF internationale Führungsrolle zu übernehmen.
– Europa muss den multilateralen Klimakurs verteidigen – gegen nationalistische Rückschritte.
Wer ist Reem Alabali Radovan?
Reem Alabali Radovan, 34, ist seit 2025 Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die SPD-Politikerin, zuvor Staatsministerin für Migration, stammt aus Mosul (Irak) und kam als Kind nach Deutschland. Sie gilt als pragmatisch, lösungsorientiert und engagiert sich besonders für Klimagerechtigkeit, Gleichstellung und Entwicklungszusammenarbeit mit dem globalen Süden.
OZD-Extras
Fun-Fact: Der Tropenwaldfonds TFFF soll jährlich bis zu 10 Milliarden US-Dollar mobilisieren – vor allem für die Länder, in denen die größten Regenwaldgebiete liegen: Brasilien, Indonesien und die Demokratische Republik Kongo.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.