Wenn Uli Hoeneß ins Schwärmen gerät, dann meist nur über Spieler, die den FC Bayern geprägt haben. Nun aber richtet der Ehrenpräsident seine Worte an Harry Kane – und die klingen wie ein Ritterschlag. „Harry Kane ist absolut ebenbürtig“, sagte Hoeneß am Donnerstag am Rande einer Klubveranstaltung zum Thema Demenz. Zwar räumte er ein, dass Gerd Müller „vielleicht noch ein bisschen mehr“ heraussteche, schließlich sei der „Bomber der Nation“ Weltmeister geworden, doch die grundsätzliche Wertschätzung war unüberhörbar.
Kane hat in Münchner Diensten ohnehin Zahlen erreicht, die selbst bei Bayern erstaunen. In bislang 113 Pflichtspielen traf der 32-jährige Stürmer 108 Mal – und allein in dieser Saison stehen 23 Tore aus nur 17 Spielen zu Buche. Hoeneß sieht deshalb nicht mehr nur den klassischen Strafraumkiller. „Er ist längst ein Spielmacher, er ist ein Vollstrecker und vor allem eine Spielerpersönlichkeit“, sagte der 72-Jährige. Kane reiße Mitspieler mit, gebe die Richtung vor und verkörpere genau das, was Bayern jahrelang gesucht habe.
Der Engländer, der mit den Bayern bisher die Meisterschaft und den Supercup gewann, hat damit nicht nur die Erwartungen erfüllt, sondern übertroffen. Hoeneß erinnerte daran, wie sehr sich Kane weiterentwickelt habe: „Am Anfang war er ein Torjäger, der in seiner Box gespielt hat. Heute ist er überall zu finden.“ Es war ein Lob, das aus der Ära der großen Bayern-Stürmer nicht selbstverständlich ist – und Kane endgültig in den engeren Kreis der Münchner Top-Legenden hebt.
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OZD-Kommentar
Uli Hoeneß weiß genau, was er tut, wenn er Harry Kane fast auf die Stufe mit Gerd Müller stellt – und es ist mehr als nur eine nette Geste. Es ist eine Botschaft: Bayern hat endlich wieder einen Stürmer, der das Spiel prägt, der Spiele dreht, der ein Team führt. Doch Kane muss sich dabei auch der Last bewusst sein, die ein solcher Vergleich auslöst. Müller war mehr als ein Torjäger – er war ein Mythos, ein Phänomen, ein Monument.
Und gerade deshalb wirkt Hoeneß’ Lob doppelt laut. Denn Kane liefert. Woche für Woche. Bayern hat seit Lewandowski keinen Angreifer gehabt, der die gesamte Statik einer Mannschaft verändert. Doch Kane tut das – und er macht es in einer Liga, in der jeder Schritt beobachtet wird. Die Frage ist: Wie lange trägt er diese Wucht? Und wird er am Ende wirklich in derselben Atemluft genannt wie Müller? Die Antwort gibt es nur in Titeln. Und genau da liegt die Herausforderung, die Kane jetzt schultern muss.
Mini-Infobox
– 108 Tore in 113 Bayern-Pflichtspielen
– 23 Treffer in 17 Spielen der aktuellen Saison
– Meisterschaft + Supercup mit Bayern
– Vergleich mit Gerd Müller durch Uli Hoeneß
– Hoeneß lobt Kanes Entwicklung zum „Spielmacher-Stürmer“
OZD-Analyse
1. Warum Hoeneß’ Vergleich so brisant ist
a) Gerd Müller ist in München unantastbar
b) Ein Vergleich mit ihm ist selten und bedeutsam
c) Kane erreicht statistisch bereits Müller-Sphären
2. Kanes Entwicklung zum Komplettstürmer
a) Vom Box-Stürmer zum mitspielenden Leader
b) Kane übernimmt Führungsrollen, die Bayern lange fehlten
c) Seine spielerische Präsenz verändert das Bayern-System
3. Was der Vergleich für Bayern bedeutet
a) München hat wieder ein globales Aushängeschild im Sturm
b) Die Erwartungshaltung steigt weiter
c) Für Kane könnte der Weg in die Vereinsgeschichte offenstehen
Erklärungen
Wer ist Uli Hoeneß?
Uli Hoeneß ist einer der prägendsten Figuren des FC Bayern: früher Spieler, dann langjähriger Manager und Präsident. Unter seiner Führung wurde der Klub zu einer Weltmarke. Als Ehrenpräsident nimmt Hoeneß weiterhin Einfluss auf zentrale Entwicklungen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
OZD-Extras
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Harry Kane ist aktuell der einzige aktive Bayern-Spieler, der in seinen ersten 100 Pflichtspielen mehr als 90 Tore erzielt hat – ein vereinsinterner Rekordwert.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.