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Cortinas neuer Eiskanal: Risiko vor den Winterspielen – eine kritische Analyse

Der neue Eiskanal in Cortina sorgt vor den Winterspielen für Diskussionen. Bauprobleme, Zeitdruck und hohe Kosten werfen Fragen zur Sicherheit auf.

Cortinas neuer Eiskanal – Prestigeprojekt oder Problemfall?

Die „Pista Olimpica Eugenio Monti“ in Cortina d’Ampezzo sollte ein Aushängeschild für die kommenden Winterspiele werden. Doch der Neubau, der im Eiltempo vorangetrieben wurde, steht massiv in der Kritik.
Während die ersten Weltcuprennen erfolgreich absolviert wurden, bleiben Zweifel: Ist die Bahn wirklich bereit für Olympia – oder ein riskantes Millionengrab?

Bau im Rekordtempo: Vorteile und große Fragezeichen

Der Neubau kam nur zustande, weil der ursprüngliche Plan – eine Nutzung der historischen Bobbahn – aus Sicherheits- und Umweltgründen verworfen wurde. Danach begann ein Wettlauf gegen die Zeit.

Kernprobleme während des Baus:

- extreme Zeitknappheit durch Verzögerungen in der Planung

- Kostenexplosionen und Nachforderungen

- noch laufende Arbeiten rund um die Strecke

- fehlende Testphasen unter realen Olympia-Bedingungen

Athleten loben zwar die grundsätzliche Fahrbarkeit der Bahn, doch viele kritisieren, dass ein kompletter Sicherheits- und Betriebscheck in so kurzer Zeit kaum möglich sei.

Sportliche Bewährungsprobe: Solide Premiere – aber kein Freifahrtschein

Beim Weltcup-Auftakt präsentierte sich der Kanal bei kühlen Bedingungen stabil.
Die deutschen Bobteams dominierten: Lochner, Friedrich, Ammour, Nolte – alle zeigten starke Leistungen.
Doch ein gelungener Wettkampf bedeutet noch nicht, dass die Bahn olympiareif ist.

Offene sportliche Fragen:

- Wie verhält sich das Eis bei wechselnden Temperaturen im Februar?

- Wie wirkt sich der noch unfertige Bereich rund um die Bahn auf An- und Abfahrt aus?

- Gibt es Risiken bei höheren Geschwindigkeiten im Viererbob?

- Athleten sprechen hinter vorgehaltener Hand von „solider Premiere, aber noch viel Arbeit“.

- Sicherheitsrisiko? Experten warnen vor zu wenigen Testwochen

Normalerweise erhalten Bobteams mehrere volle Saisons, um sich an neue Bahnen zu gewöhnen.
In Cortina bleibt dafür kaum Zeit.


Mehrere Trainer und Verbandsvertreter warnen:

„Zu wenig Erfahrung für olympisches Tempo.“

„Neue Bahn + Olympia = riskante Mischung.“

„Wir brauchen mehr Testtage – dringend.“

Nicht die Bahn selbst wird kritisiert, sondern der Zeitplan.
Neue Eiskanäle gelten generell als sensibel – kleine Fehler im Bau oder in der Eispräparation können große Risiken bedeuten.

Politische Symbolik: Italien wollte liefern – koste es, was es wolle

Cortina und Mailand wollten beweisen, dass auch moderne Olympiaprojekte effizient umsetzbar sind.
Der Bobkanal wurde zum Symbol:
Der Bau musste fertig werden – unabhängig von Kritik oder Verzögerungen.

Umweltverbände sprachen von „überflüssigem Prestigeprojekt“.
Die Regierung verteidigt den Bau als „Essenz olympischer Infrastruktur“.

Der Druck, ein erfolgreiches Bild nach außen zu zeigen, ist groß – vielleicht zu groß.

Kommentar: Cortinas Eiskanal ist ein Fortschritt, aber kein fertiges Versprechen

Der neue Kanal kann ein sportliches Highlight werden – technisch anspruchsvoll, modern, attraktiv für Bob, Skeleton und Rodeln.
Doch die Kombination aus Zeitdruck, Kostenstreit und politischem Showeffekt macht das Projekt riskant.

Olympia braucht keine Rekordbaustellen.
Olympia braucht verlässliche Strecken, volle Testserien und maximale Sicherheit.
Cortina hat einen wichtigen Schritt geschafft – aber noch längst nicht den letzten.

Die kommenden Wochen entscheiden, ob der Kanal ein gelungenes Olympiakapitel schreibt oder ein Beispiel dafür wird, wie man Großprojekte nicht umsetzen sollte.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr
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