Mit einer der schärfsten Drohungen seit Beginn des Ukrainekriegs hat Russlands Präsident Wladimir Putin Europa unmittelbar vor einem neuen diplomatischen Versuch der USA unter Druck gesetzt. „Wir haben nicht die Absicht, Krieg gegen Europa zu führen“, sagte Putin in Moskau vor Journalisten. „Aber wenn Europa dies will und damit beginnt, sind wir ab sofort bereit.“
Die Worte kamen nur wenige Stunden vor dem Treffen zwischen Putin und dem US-Sondergesandten Steve Witkoff. Die USA drängen seit zwei Wochen auf eine politische Lösung des Krieges und hatten Kiew und Moskau einen 28 Punkte umfassenden Verhandlungsvorschlag vorgelegt, der international scharf diskutiert wird.
Putin erhob schwere Vorwürfe gegen die Europäische Union: Europa behindere die Bemühungen Washingtons um ein Ende des Krieges und stelle sich „auf die Seite des Krieges“. Die Äußerungen wurden von westlichen Diplomaten als bewusste Eskalation gewertet – als Versuch, vor den US-Gesprächen maximalen Druck aufzubauen.
Zuvor hatte US-Unterhändler Witkoff im US-Bundesstaat Florida mit dem ukrainischen Chefunterhändler Rustem Umerow gesprochen. In Washington und Kiew gibt es Befürchtungen, Russland könnte gezielt die Verhandlungen torpeidieren, um Geländegewinne im Osten der Ukraine weiter auszubauen.
OZD
OZD-Kommentar „Die Drohung, die Europa erzittern lässt“Putins Worte sind kein Zufall und kein Ausrutscher – sie sind eine kalkulierte Machtdemonstration. Während die USA verzweifelt versuchen, einen Ausstieg aus der eskalierenden Gewalt zu finden, stellt Russland Europa vor eine brutale Entscheidung: Entweder ihr schluckt Russlands Bedingungen, oder ihr riskiert einen Konflikt, den niemand gewinnen kann.
Europa wird hier bewusst als schwächstes Glied markiert. Die Botschaft ist klar: Die EU ist gespalten, verunsichert und abhängig – und genau dort setzt der Kreml an. Hinter Putins martialischen Worten steht der Versuch, die USA diplomatisch zu isolieren und Europa in Angst zu treiben, bevor Witkoff in Moskau verhandelt.
Doch das wahre Risiko liegt anderswo: Wenn Europa diese Drohung als Erpressung hinnimmt, verliert es jede sicherheitspolitische Selbstbestimmung. Wenn es sie ignoriert, riskiert es eine noch schärfere Eskalation. Putins Kalkül ist daher gnadenlos – und Europa steht in einem Dilemma, das von Tag zu Tag enger wird.
Mini-InfoboxPutin droht Europa offen mit Kriegsbereitschaft
USA drängen auf neuen Verhandlungsplan zur Kriegsbeendigung
Treffen Putin–Witkoff in Moskau angesetzt
EU laut Russland „auf Seite des Krieges“
Ukraine und USA beraten seit zwei Wochen über 28-Punkte-Plan

OZD-Analyse
1. Putins Eskalationsstrategie
– a) Drohung als Druckmittel vor US-Verhandlungen –
– b) Versuch, Europa als schwachen Akteur darzustellen –
– c) Parallel militärische Expansion in Osten der Ukraine –
2. Die Rollen der USA und der EU
– a) Washington sucht diplomatischen Ausweg unter eigenem Einfluss –
– b) EU-Staaten uneins bei Waffenlieferungen und Verhandlungsbereitschaft –
– c) Russland nutzt EU-Schwäche rhetorisch für eigene Machtprojektion –
3. Auswirkungen auf die Ukraine
– a) Verhandlungen könnten territorial brisante Forderungen beinhalten –
– b) Kiew befürchtet diplomatischen Druck durch USA und Europa –
– c) Russlands militärische Gewinne erhöhen Putins Verhandlungsmacht –

Wer ist Wladimir Putin?
Wladimir Putin ist seit über zwei Jahrzehnten Präsident Russlands und
prägt das Land mit autoritärem Regierungsstil, geopolitischer Aggression
und einer militarisierten Außenpolitik.
Was ist der US-Verhandlungsplan?
Der US-Plan zur Beendigung des Ukrainekriegs umfasst 28 Punkte, darunter
Gebietsregelungen, Waffenobergrenzen und internationale
Sicherheitsgarantien. Er
Extra: Putins Drohungen – ein Muster seit 2014
Seit der Annexion der Krim nutzt Putin aggressive Rhetorik und
militärische Gewalt, um Verhandlungen zu beeinflussen und geopolitischen
Druck zu erzeugen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.