US-Präsident Donald Trump empfängt am Montag den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zu Gesprächen in seiner Privatresidenz Mar-a-Lago im US-Bundesstaat Florida. Thema des Treffens sind vor allem die fragile Waffenruhe im Gazastreifen sowie die Rolle des Iran im Nahen Osten. Das Gespräch ist für 13.00 Uhr Ortszeit angesetzt.
Netanjahus fünfter USA-Besuch in diesem Jahr erfolgt in einer Phase zunehmender Spannungen hinter den Kulissen. Medien und Analysten berichten von wachsender Frustration in Washington über den schleppenden Fortgang des von Trump initiierten Friedensplans für Gaza. Der US-Präsident wollte ursprünglich bereits im Dezember den Übergang zur zweiten Phase verkünden, die unter anderem die Entwaffnung der radikalislamischen Hamas und den Rückzug der israelischen Armee vorsieht. Diese Kernpunkte sind jedoch weiterhin ungelöst.
Nach dem Plan soll der Gazastreifen künftig von einer palästinensischen Übergangsregierung verwaltet werden, die von einem internationalen Gremium unter Führung Trumps überwacht wird. Berichten zufolge will Trump im Januar die Einsetzung einer technokratischen Übergangsregierung sowie die Entsendung einer internationalen Stabilisierungstruppe ankündigen. Ein erstes Treffen des sogenannten Friedensrats könnte beim Weltwirtschaftsforum in Davos stattfinden.
Neben Gaza dürfte der Iran ein zentrales Thema der Gespräche sein. Netanjahu will nach Angaben seiner Sprecherin die „Gefahr“ durch Teheran für Israel, die Region und die USA ansprechen. Israelische Politiker warnen seit Wochen vor einem Wiederaufbau iranischer Militärfähigkeiten nach dem Zwölf-Tage-Krieg im Juni.
Experten sehen darin jedoch auch politische Motive. Analysten zufolge versucht Netanjahu, den Fokus auf den Iran zu lenken, um die Unterstützung der USA zu sichern. Trumps wiederholte Aussage, die US-Angriffe hätten das iranische Atomprogramm entscheidend geschwächt, habe Israels Argumentationslinie für weitere Konfrontationen erschwert.
Zugleich mehren sich Hinweise auf Spannungen zwischen den engen Verbündeten USA und Israel. US-Regierungsvertreter werfen Netanjahu laut Medienberichten Verzögerungstaktiken im Gaza-Friedensprozess vor. Die zweite Phase des Abkommens komme derzeit nicht voran, während die Hamas ihre Entwaffnung erneut klar ablehnt und Israel sowie die Islamisten sich gegenseitig Verstöße gegen die Waffenruhe vorwerfen. OZD / ©AFP.
OZD-Kommentar – Trumps Geduld trifft Netanjahus KalkülDieses Treffen ist mehr als ein diplomatischer Pflichttermin. Trump will Ergebnisse, Netanjahu Zeit. Genau hier liegt der Konflikt. Während Washington auf Fortschritte im Gaza-Plan drängt, scheint Netanjahu innenpolitisch davon zu profitieren, ungelöste Bedrohungen – vor allem den Iran – in den Vordergrund zu rücken. Die wachsende Ungeduld der USA könnte jedoch zum Risiko werden: Sollte Trump den Eindruck gewinnen, dass Netanjahu blockiert, könnte sich das Machtverhältnis erstmals spürbar verschieben. Dann wäre Mar-a-Lago nicht Bühne für Einigkeit, sondern für offenen Druck.
Mini-InfoboxTreffen: Mar-a-Lago, Florida
Themen: Gaza-Waffenruhe, Iran
Netanjahus 5. USA-Besuch 2025
Zweite Phase des Gaza-Plans blockiert
OZD-AnalyseGaza-Friedensplan
a) Zweite Phase mit Entwaffnung der Hamas
b) Palästinensische Übergangsregierung geplant
c) Internationale Stabilisierungstruppe bislang ungeklärt
Iran als strategisches Thema
a) Israel warnt vor Wiederaufbau iranischer Militärmacht
b) Trump sieht Atomprogramm geschwächt
c) Experten vermuten politisches Kalkül Netanjahus
Verhältnis USA–Israel
a) Wachsende Frustration in Washington
b) Vorwurf israelischer Verzögerungstaktik
c) Risiko einer Belastungsprobe für das Bündnis
Wer ist Benjamin Netanjahu?
Benjamin Netanjahu ist Israels Ministerpräsident und einer der
prägendsten Politiker des Landes. Er verfolgt eine harte
Sicherheitslinie und steht international wegen des Gaza-Krieges und
seiner Iran-Politik unter Druck.
Was ist der Gaza-Friedensplan von Donald Trump?
Der Plan sieht eine mehrstufige Lösung für den Gazastreifen vor,
inklusive Waffenruhe, Entwaffnung der Hamas, israelischem Rückzug und
einer internationalen Übergangsverwaltung.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
OZD-ExtrasBeobachter sehen das Treffen als möglichen Wendepunkt: Entweder erzwingt Trump Bewegung im Gaza-Plan – oder der Konflikt zwischen strategischer Geduld und politischem Kalkül verschärft sich weiter.