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Voice of America vor Comeback – Signal für Pressefreiheit oder politische Kehrtwende?

Nach monatelanger Funkstille kann Voice of America offenbar bald wieder senden. Der Neustart markiert nicht nur ein technisches Wiederhochfahren, sondern ist auch ein Lackmustest für die Unabhängigkeit staatlich finanzierter Medien in der US-Demokratie.

Die Nachricht, dass Voice of America (VOA) in Kürze den Sendebetrieb wieder aufnehmen kann, ist mehr als nur eine organisatorische Entwicklung – sie ist ein symbolischer Moment für die Pressefreiheit im internationalen Kontext. Als Auslandssender mit jahrzehntelanger Tradition hat VOA Millionen Menschen in repressiven Medienumfeldern erreicht – mit Nachrichten, die jenseits staatlicher Zensur liegen. Dass dieses Instrument der US-Softpower unter der Regierung Trump durch massive Kürzungen und politische Eingriffe praktisch lahmgelegt wurde, war ein Tiefpunkt für den Anspruch der USA, weltweiter Garant von Meinungsfreiheit zu sein.

Dass nun, wie es scheint, mit dem Wiederanlaufen der Arbeitskonten und interner Kommunikation der Betrieb bald wieder möglich wird, ist ein vorsichtiger Hoffnungsschimmer. Die Reaktivierung von über 1400 E-Mail-Konten bei der US-Behörde USAGM und die Aussage, man rechne mit einer Rückkehr der Mitarbeiter, deuten auf eine Rückbesinnung auf journalistische Prinzipien hin – allerdings unter Vorbehalt. Noch liegt keine offizielle Rückkehranordnung vor. Und die Tatsache, dass ein Regierungssender wie VOA seine redaktionelle Unabhängigkeit stets gegen politische Vereinnahmung verteidigen musste, bleibt auch unter neuen Vorzeichen eine Herausforderung.

Besorgniserregend bleibt, dass ein Präsident per Federstrich einen Sender dieser Bedeutung faktisch abschalten konnte. Das zeigt, wie fragil der institutionelle Schutz unabhängiger Berichterstattung selbst in demokratischen Staaten sein kann – insbesondere, wenn Medien systematisch zur Zielscheibe politischer Angriffe werden.

Die Rückkehr von VOA ist daher nicht bloß ein organisatorischer Neustart, sondern ein Gradmesser dafür, wie ernst es die US-Regierung mit der Verteidigung von Pressefreiheit tatsächlich meint – nicht nur gegenüber autoritären Regimen, sondern auch im eigenen Haus. Und sie ist ein wichtiges Zeichen an die Welt: Dass kritischer Journalismus wieder Raum bekommt – selbst wenn er aus Regierungsbudgets finanziert wird.

OZD




Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP