Mit einem Federstrich gegen die internationale Filmkultur: US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, ab sofort Importzölle von 100 Prozent auf alle außerhalb der USA produzierten Filme zu erheben. Diese Ankündigung – publiziert auf seiner Plattform Truth Social – ist nicht nur wirtschaftspolitisch fragwürdig, sondern kulturpolitisch brandgefährlich.
Trump begründet seinen Schritt mit der angeblich „sterbenden amerikanischen Filmindustrie“, die seiner Ansicht nach von einem „konzertierten Angriff anderer Länder“ untergraben werde. Was folgt, ist ein Frontalangriff auf die Realität: Der US-Filmsektor beschäftigt über 2,3 Millionen Menschen und erwirtschaftete zuletzt 279 Milliarden Dollar – eine der produktivsten und exportstärksten Branchen der Vereinigten Staaten. Der Niedergang, den Trump herbeifantasiert, entspricht nicht den Tatsachen, sondern dient offenbar einzig seiner populistischen Erzählung vom „bedrohten Amerika“.
Die wahre Herausforderung für Hollywood liegt nicht in ausländischen Drehorten, sondern in hausgemachten Krisen: monatelange Streiks, die schleppende Umstellung auf Streamingformate, ein Publikum mit neuen Sehgewohnheiten – und nicht zuletzt in politischer Unsicherheit. Dass Produktionen zunehmend ins Ausland verlagert werden, liegt an besseren steuerlichen Rahmenbedingungen, effizienteren Fördermodellen – und an politischer Planbarkeit. Toronto, London, Prag, Sydney – sie alle bieten, was Trump nicht bieten will: Verlässlichkeit und Offenheit.
Statt also systemische Probleme anzugehen oder kreative Anreize für inländische Produktionen zu schaffen, greift Trump zur billigsten aller Waffen: dem Zollhammer. Seine Argumentation: Die Verlagerung der Filmproduktion sei eine „Bedrohung der nationalen Sicherheit“. Das ist nicht nur absurd, sondern gefährlich. Wenn Kunst und Kultur unter Generalverdacht gestellt und unter dem Deckmantel des Patriotismus ökonomisch sanktioniert werden, ist das der Stoff autoritärer Kulturpolitik – nicht liberaler Demokratien.
Hinzu kommt: Wie genau Trump seine Zölle umsetzen will, bleibt nebulös. Ob Fernsehserien betroffen sind, ob Co-Produktionen zählen, ob Streamingdienste mit Sitz im Ausland belangt werden – all das bleibt unbeantwortet. Klar ist nur: Der Mann, der einst die „großartige amerikanische Wirtschaft“ versprach, scheint mit seiner Ignoranz und Impulsivität alles dafür zu tun, die globale Wettbewerbsfähigkeit der USA weiter zu untergraben.
Trumps Filmzölle sind nicht der Schutz eines kreativen Standortes, sondern ein Angriff auf globale Kooperation und kulturelle Vielfalt. Was bleibt, ist der Eindruck eines Präsidenten, der mit nationalistischen Parolen gegen Probleme wettert, die er weder versteht noch lösen will. Die Zeche zahlen: Filmschaffende, Konsument:innen – und am Ende auch die kulturelle Glaubwürdigkeit der USA selbst.
OZD
Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: Truth Social / Screenshot