Kommentar
Ein US-Präsident, der selbst politisch unter Druck steht, ruft zur Eile – und eine angegriffene Nation soll sofort folgen? Donald Trumps plötzliche Forderung an die Ukraine, sich auf Putins Gesprächsangebot in Istanbul einzulassen, wirkt wie ein symbolisches Spektakel und nicht wie wohlüberlegte Diplomatie. Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier nicht der Frieden, sondern Trumps eigenes Profil im Vordergrund steht.
Denn warum fordert Trump von Kiew sofortige Zustimmung, obwohl Putin sich weiterhin weigert, auch nur eine Vorbedingung der Ukraine – etwa eine Waffenruhe – zu akzeptieren? Wäre es nicht die Aufgabe eines Vermittlers, auf beide Seiten gleichsam einzuwirken?
Selenskyjs Reaktion – sein "Ich warte in Istanbul" – wirkt entschlossen, aber auch wie ein kalkulierter Schachzug: Wer den Frieden will, zeigt Bereitschaft. Doch zugleich macht er klar, dass ohne Feuerpause keine ernsthafte Diplomatie möglich ist.
Angesichts der Geschichte solcher Verhandlungen – man erinnere sich an die zähen, letztlich erfolglosen Treffen zu Kriegsbeginn – bleibt Skepsis angebracht. Putin hat bislang stets Bedingungen diktiert, nicht verhandelt. Was also unterscheidet Istanbul 2025 von Istanbul 2022 – außer den Schlagzeilen?
OZD
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Bild: AFP