Was sich derzeit bei Ford in Köln abspielt, ist mehr als ein gewöhnlicher Arbeitskampf – es ist ein historischer Einschnitt. Erstmals in fast 100 Jahren steht die Produktion bei Ford in Köln still, weil tausende Beschäftigte streiken. Der massive Zuspruch zur Urabstimmung zeigt: Die Belegschaft ist entschlossen, sich gegen einen tiefgreifenden Stellenabbau zu wehren.
Dass Ford rund 2900 Stellen in Deutschland streichen will, trifft insbesondere die Werke in Niehl und Merkenich hart. Angesichts dieser Bedrohung geht es für viele Beschäftigte um mehr als bloß einen Arbeitsplatz – es geht um Perspektiven, soziale Sicherheit und Respekt. Dass das Unternehmen zudem die Patronatserklärung gekündigt hat, die bislang eine gewisse finanzielle Rückendeckung bot, verschärft die Lage zusätzlich. Die Angst vor einer möglichen Insolvenz wirkt nicht länger wie ein entferntes Szenario, sondern wie eine reale Drohung.
Besonders brisant ist die Rolle des Managements. Die Kritik der Linken-Vorsitzenden Ines Schwerdtner trifft einen wunden Punkt: Ford hat zu lange gezögert, den Wandel zur Elektromobilität entschlossen anzugehen. Das rächt sich nun – aber nicht die Entscheider bezahlen den Preis, sondern die Beschäftigten vor Ort.
Dass der Streik auf so breite Unterstützung stößt, ist daher verständlich. Die IG Metall sendet ein starkes Signal: Ohne soziale Verantwortung und Zukunftsperspektiven ist ein industrieller Wandel nicht zu machen. Es bleibt zu hoffen, dass die angekündigten neuen Lösungsvorschläge des Unternehmens mehr sind als ein taktisches Manöver – und echte Alternativen zum Jobkahlschlag bieten.
OZD
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