Die Deutsche Bahn hat im ersten Halbjahr 2025 einen Verlust von 760 Millionen Euro eingefahren – trotz steigender Fahrgastzahlen und eines leichten Umsatzwachstums. Während der Vorstand von Fortschritten bei der Wirtschaftlichkeit spricht, wächst die Sorge um die Beschäftigten. Denn gespart wurde vor allem in der Verwaltung, wo Personal abgebaut wurde. Derweil bleiben Pünktlichkeit und Infrastruktur weiter problematisch.
Mit 943 Millionen Reisenden und einer Verkehrsleistung von 41,9 Milliarden Personenkilometern verzeichnet die Bahn zwar ein leichtes Wachstum. Doch die Züge waren erneut zu oft verspätet: Nur 63,4 Prozent der Fernzüge erreichten ihr Ziel pünktlich. "Die Infrastruktur ist marode, das Personal überlastet – und nun wird auch noch weiter gespart", heißt es aus Bahnkreisen.
DB-Chef Richard Lutz betont, der Konzern stehe „finanziell auf stabileren Füßen“ – vor allem durch den Verkauf der Logistiktochter DB Schenker, der 10,5 Milliarden Euro einbrachte. Doch gerade für die Beschäftigten bleibt unklar, was diese Einsparungen tatsächlich bringen. Immer wieder werden in internen Kreisen steigende Arbeitsbelastung, Personallücken und ein wachsender Druck auf die unteren Ebenen kritisiert.
Gewerkschaften fordern deshalb klare Zusagen zum Erhalt von Arbeitsplätzen, bessere Arbeitsbedingungen und spürbare Investitionen in Personal und Betrieb. Denn ohne motivierte Belegschaft und verlässliche Infrastruktur werde die Verkehrswende zum Lippenbekenntnis.
OZD-Kommentar: "Wie bitte?"
Die Deutsche Bahn spart sich gesund – und übersieht dabei genau die Menschen, die den Laden am Laufen halten. Wenn ein Konzern trotz wachsender Nachfrage Verluste macht und dann vor allem beim Personal kürzt, ist das ein Alarmsignal. Während der Vorstand sich für den Verkauf von DB Schenker feiert, werden an anderer Stelle Stellen abgebaut und Belastungen erhöht. Wer jeden Tag Verspätungen entschuldigen muss, Züge organisiert oder auf kaputten Anlagen arbeitet, braucht keine neuen PR-Zahlen – sondern endlich echte Verbesserungen. Es reicht nicht, mit Schuldenabbau zu glänzen. Es braucht ein sozial verträgliches Konzept, das Menschen sichert – nicht nur Bilanzen.
Lesermeinungen
„Ich arbeite seit 14 Jahren bei der Bahn. Noch nie war der Druck so hoch wie jetzt. Immer mehr Arbeit, immer weniger Leute.“ – K. L.
„Solange die Bahn an den Menschen spart, wird sich beim Service nie etwas verbessern. Die Leidtragenden sind am Ende immer die Fahrgäste und Beschäftigten.“ – Sarah W.
„Warum verkauft man wertvolle Tochterfirmen, ohne das Geld direkt in Infrastruktur und Personal zu stecken?“ – Dieter K.
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OZD-Analyse
1. Die Bilanz im Überblick
a) Verlust im ersten Halbjahr 2025: 760 Millionen Euro
– Im Vorjahreszeitraum betrug das Minus noch 1,6 Milliarden Euro
– Umsatz: 13,3 Milliarden Euro (+3,4 %)
b) Fahrgastzahlen und Verkehrsleistung
– 943 Millionen Reisende (2024: 919 Millionen)
– 41,9 Milliarden Personenkilometer (+4 %)
2. Probleme bleiben ungelöst
a) Infrastruktur:
– Laut DB ist fast jede zweite relevante Anlage erneuerungsbedürftig
– Viele Baustellen und Störungen führen zu Verspätungen
b) Pünktlichkeit:
– 63,4 % der Fernzüge mit weniger als 15 Minuten Verspätung
– Im Vergleich zum Vorjahr nur leichte Verbesserung
3. Folgen für Beschäftigte und Gesellschaft
a) Personalabbau:
– Vor allem Verwaltung betroffen
– Sparmaßnahmen treffen viele langjährige Mitarbeitende
b) Kritik der Gewerkschaften:
– Forderung nach langfristigen Investitionen in Personal und Betrieb
– Warnung vor Überlastung und Qualitätsverlust
4. Perspektive der Konzernführung
a) DB-Chef Lutz betont:
– Schuldenabbau durch Verkauf von DB Schenker (10,5 Mrd. €)
– Finanzielle Stabilität sei verbessert
b) Zugleich:
– „Grundlegende Modernisierung“ der Infrastruktur gefordert
– Noch keine konkreten Umsetzungspläne für Personaloffensive
Was ist die Deutsche Bahn AG?
Die Deutsche Bahn AG ist ein staatseigener Mobilitäts- und Logistikkonzern mit Sitz in Berlin. Sie betreibt Fern-, Regional- und Güterverkehr, beschäftigt weltweit rund 320.000 Menschen und gilt als größter Arbeitgeber im öffentlichen Sektor. Trotz massiver staatlicher Investitionen leidet die DB unter veralteter Infrastruktur, niedriger Pünktlichkeit und wachsender Kritik von Fahrgästen und Personal.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
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