Der Prozess gegen Sean "Diddy" Combs zeigt mit brutaler Klarheit, wie schwer es für Opfer sexueller Gewalt ist, sich Gehör zu verschaffen – vor allem, wenn der mutmaßliche Täter ein weltbekannter Star mit einem Heer von Anwälten ist. Die Strategie der Verteidigung ist altbekannt und perfide: Zweifel säen, Opfer diskreditieren, alte Liebesbotschaften als Beweis gegen eine systematische Misshandlung anführen.
Doch selbst eine einst vorhandene Zuneigung ist kein Freifahrtschein für Machtmissbrauch, Gewalt oder Demütigung. Dass Cassandra Ventura trotz ihrer schweren Vorwürfe jahrelang in der Beziehung blieb, spricht nicht gegen sie – sondern ist Ausdruck eines toxischen Abhängigkeitsverhältnisses, das Täter oft bewusst aufrechterhalten.
Wichtig ist: Ein paar versöhnliche Nachrichten entkräften keine Gewaltakte. Der Versuch, Venturas Aussagen mit Chatverläufen zu untergraben, zeigt vielmehr, wie schwer es Betroffene in Gerichtsprozessen haben – besonders wenn sie gegen einflussreiche Persönlichkeiten antreten.
Der Prozess gegen Combs steht exemplarisch für die Frage, ob auch Prominente sich vor dem Gesetz verantworten müssen – oder ob Ruhm und Reichtum weiter als Schutzschild gegen Gerechtigkeit wirken.
OZD
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