Ein klarer Auswärtssieg, zwei Auswärtstore und die große Chance auf den Klassenerhalt – doch bei Eintracht Braunschweig will niemand in Feierlaune verfallen. Nach dem 2:0-Erfolg im Relegations-Hinspiel beim 1. FC Saarbrücken warnte Cheftrainer Marc Pfitzner eindringlich vor voreiliger Freude. „Das Ganze ist noch nicht zu Ende. Es gibt ja so Geschichten im Fußball ...“, sagte er bei Sky – und blieb trotz des starken Auftritts seiner Mannschaft bewusst sachlich.
Der 39-jährige Pfitzner, der als Co-Trainer erst kurz vor dem Relegationsduell das Amt von Daniel Scherning übernommen hatte, wirkte kontrolliert – fast distanziert. „Euphorie ist nicht. Wir haben erst die erste Hälfte gespielt. Wir bleiben voll fokussiert und müssen das Ding jetzt verteidigen“, so seine nüchterne Analyse vor dem Rückspiel am Dienstagabend im heimischen Stadion.
Mit seinem kühlen Tonfall setzte Pfitzner ein klares Signal – auch in Richtung Mannschaft. Abwehrspieler Ermin Bicakcic übernahm den Sound seiner Trainerfigur direkt: „Der Job ist noch nicht getan – voller Fokus auf Dienstag. Wenn am Dienstag der Job erledigt ist, können wir reden“, sagte der 35-Jährige am Sky-Mikrofon – und ließ es bei diesem einen Satz bewenden.
Torschütze Lino Tempelman, der in der 49. Minute für das 1:0 gesorgt hatte, wollte den Trainerwechsel nicht überbewerten. „Ganz klares Nein. Wir haben auch unter Daniel Scherning schon gute Spiele gemacht, wir waren davor auch schon scharf. Egal in welcher Konstellation – der Verein lebt.“ Gemeinsam mit Marvin Rittmüller, der das 2:0 in der 61. Minute erzielte, hatte er den Saarbrückern in Halbzeit zwei eiskalt den Stecker gezogen.
Beim 1. FC Saarbrücken war die Stimmung nach dem Spiel deutlich gedrückter. Trainer Alois Schwartz bemängelte die Ballverluste und suchte dennoch nach Hoffnung: „0:2 ist nicht optimal. Aber es ist im Fußball schon viel passiert. Ein 0:2 kann man aufholen. Es kommt drauf an, wie wir auftreten.“
Kapitän Manuel Zeitz sprach offen über eine gewisse Ängstlichkeit in der Anfangsphase. „Wir sind eiskalt erwischt worden. Vielleicht war es ein bisschen zu vorsichtig, kann sein.“ Doch auch er wollte den Aufstiegstraum noch nicht begraben: „Wir haben nicht mehr viel zu verlieren. Wir werden alles reinlegen. Vielleicht gelingt ja was.“
OZD
OZD-Kommentar
Eintracht Braunschweig spielt wie ein Team, das seinen Albtraum kennt –
und sich weigert, ihn zu früh zu beenden. Der klare Auswärtssieg in
Saarbrücken war verdient, souverän – und doch bleibt das Bild eines
Vereins, der seinem Glück nicht traut. Es ist diese tiefe Skepsis, die
Braunschweig vielleicht retten wird – oder lähmt. Der Auftritt von
Pfitzner ist leise, fast kühl, aber womöglich genau das, was die
Eintracht in dieser brisanten Lage braucht. Saarbrücken hingegen steht
vor dem Scherbenhaufen einer guten Saison, die sich in zwei Spielen
auflösen könnte. Die Relegation bleibt brutal. Und noch völlig offen.
OZD-Analyse
1. Ausgangslage nach dem Hinspiel:
a) Braunschweig gewinnt 2:0 in Saarbrücken –
b) Rückspiel am Dienstag im eigenen Stadion –
c) Kein Gegentor auswärts – optimale Ausgangsposition –
2. Wirkung des Trainerwechsels:
a) Marc Pfitzner übernimmt kurzfristig –
b) Führt Team zu diszipliniertem Auswärtssieg –
c) Fokus auf Demut und Konzentration statt Euphorie –
3. Stimmen aus dem Team:
a) Bicakcic: „Job ist noch nicht getan“ –
b) Tempelman lobt Gesamtentwicklung des Teams –
c) Kein Überschwang, klare Ansagen im Kader –
4. Lage beim 1. FC Saarbrücken:
a) Trainer Schwartz beklagt Ballverluste –
b) Kapitän Zeitz selbstkritisch, aber kämpferisch –
c) Relegation bleibt trotz Rückstand offen –
Wer ist Marc Pfitzner?
Marc Pfitzner ist ein
ehemaliger Mittelfeldspieler und aktueller Cheftrainer von Eintracht
Braunschweig. Der gebürtige Braunschweiger galt als Publikumsliebling
und Identifikationsfigur, nachdem er sich aus unteren Ligen bis in die
Bundesliga gespielt hatte. Nach seiner aktiven Karriere übernahm er
Traineraufgaben bei der Eintracht und wurde 2025 in einer brisanten
Phase zum Interimschef befördert. Sein ruhiger, sachlicher Stil und
seine emotionale Bindung zum Klub machen ihn zur Schlüsselfigur im
Relegationskampf.
Was ist die Relegation in Deutschland?
Die Relegation
entscheidet über Auf- und Abstieg zwischen zwei Spielklassen im
deutschen Fußball. Der Drittletzte der höheren Liga trifft in Hin- und
Rückspiel auf den Dritten der niedrigeren Liga. Im Jahr 2025 kämpft
Eintracht Braunschweig als 16. der 2. Bundesliga gegen den 1. FC
Saarbrücken aus der 3. Liga um einen Startplatz in der kommenden
Zweitligasaison. Die Relegation gilt als mental und emotional besonders
aufreibend – für Spieler, Vereine und Fans.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.