Es war der Moment, der die Träume vom EM-Titel zerstörte. In der 113. Minute schlägt Weltfußballerin Aitana Bonmatí zu – und lässt mit ihrem Schuss ins kurze Eck nicht nur das deutsche Team, sondern auch Torhüterin Ann-Katrin Berger verzweifeln. Nach dem 0:1 gegen Spanien und dem Aus im Halbfinale suchte die DFB-Keeperin keine Ausflüchte. „Ich nehme die Schuld auf mich, die kurze Ecke muss zu sein, ganz klar. Da kann ich noch so viele Paraden machen“, sagte Berger sichtlich erschüttert in der ARD.
Es war eine tragische Szene in einem über weite Strecken leidenschaftlichen Kampfspiel. Die deutsche Mannschaft hatte sich erneut aufopferungsvoll präsentiert, stand defensiv lange stabil – bis zur fatalen Szene in der Verlängerung, als erst Sydney Lohmann den Ball verlor und Bonmatí eiskalt zuschlug. „Es tut mir unfassbar leid, nicht für mich, sondern für die Mannschaft. Weil die hat wirklich alles gegeben“, erklärte Berger mit zitternder Stimme.
Bundestrainer Christian Wück jedoch sprang seinen Spielerinnen zur Seite. „Da gibt es keine Vorwürfe, weder an Syd noch Anne“, stellte er klar. Für ihn war der Siegtreffer Spaniens schlicht ein „Geniestreich“ – ein Moment individueller Klasse, dem kaum beizukommen war.
Für das deutsche Team war es die erste Niederlage gegen Spanien im neunten Aufeinandertreffen – und die zweite Halbfinal-Pleite bei einer Europameisterschaft überhaupt, nach dem Elfmeterschießen gegen Italien im Jahr 1993. Die Enttäuschung über den verpassten Finaleinzug war tief, zumal ein möglicher Klassiker gegen England in der Endspiel-Neuauflage von 2022 gewunken hätte.
„Die Enttäuschung ist richtig groß bei uns – ein kleiner Fehler, das ist umso bitterer. Die Mädels haben wieder ein großartiges Spiel gemacht“, sagte Berger.
OZD-Kommentar
Ann-Katrin Berger zeigt Größe. In einer Zeit, in der Ausreden oft schneller formuliert werden als klare Worte, übernimmt sie Verantwortung – ganz allein. Dabei war sie es, die Deutschland mit mehreren Paraden überhaupt bis in die Verlängerung brachte. Ihr Satz „Die kurze Ecke muss zu sein“ wird in Erinnerung bleiben, nicht als Eingeständnis von Schwäche, sondern als Ausdruck von Charakter.
Doch so bitter das Gegentor auch war – Berger ist nicht die Schuldige. Es war ein kollektives Missgeschick, ein Fehler im falschen Moment gegen eine überragende Gegnerin. Dass sie diesen Makel auf sich nimmt, sagt mehr über ihren Teamgeist aus als über ihr Torwartspiel.
Der Schmerz sitzt tief. Denn dieses deutsche Team hatte sich mit Leidenschaft und Herz durch das Turnier gekämpft, trotz Platzverweisen, Rückschlägen und einem Umbruch im Hintergrund. Die Enttäuschung ist riesig – doch der Respekt für diese Mannschaft, und insbesondere für eine aufrichtige Ann-Katrin Berger, ist noch größer.
Drei Lesermeinungen:
„Respekt an Berger – sie zeigt, was wahre Größe bedeutet.“ nm
„Ein einziger Fehler darf nicht alles überschatten. Die Mannschaft war großartig.“ Dieter
„Bitter, aber wir können stolz auf dieses Team sein – Kämpferinnen bis zum Schluss.“ Dagmar
OZD-Analyse
1. Das Spiel im Überblick
– EM-Halbfinale: Deutschland verliert 0:1 n.V. gegen Spanien
– Siegtor: Aitana Bonmatí trifft in der 113. Minute
– Spielverlauf: Deutschland kämpft mit Leidenschaft, verteidigt lange erfolgreich
2. Die Schlüsselszene
a) Ballverlust –
– Sydney Lohmann verliert kurz vor dem Strafraum den Ball
– Spanien nutzt den Fehler eiskalt aus
b) Bonmatís Treffer –
– Die Weltfußballerin schießt auf das kurze Eck
– Torhüterin Berger ist zu spät – ein kleiner Moment mit großer Wirkung
3. Reaktionen und Einordnung
– Berger übernimmt Verantwortung: „Ich nehme die Schuld auf mich“
– Bundestrainer Wück verteidigt beide Spielerinnen
– Erstmals Niederlage gegen Spanien bei einer EM
Wer ist Ann-Katrin Berger?
Ann-Katrin Berger ist die deutsche Nationaltorhüterin und spielt seit 2016 beim englischen Spitzenklub FC Chelsea. Sie wurde mehrmals zur besten Torhüterin der englischen Liga gewählt und 2023 für ihre Leistungen zur Welttorhüterin gekürt. Berger kämpfte sich nach einer Krebsdiagnose im Jahr 2017 eindrucksvoll zurück ins Profigeschäft. Sie gilt als eine der stärksten, aber auch reflektiertesten Persönlichkeiten im internationalen Frauenfußball.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
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