Braunschweigs vorsichtige Freude: Die Eintracht bleibt trotz des Sieges nüchtern – vielleicht, weil sie wissen, dass Euphorie erst nach dem Rückspiel erlaubt ist. Oder aber, weil sie den klassischen Fußballfluch fürchten: Wer sich zu früh freut, kassiert in der 90. Minute ein Eigentor. Fußballgötter haben eben ihren eigenen Humor.
Der Aufstieg war kaum gefeiert, da folgte der Kater. Friedhelm Funkel, gefeierter Retter und Aufstiegsheld des 1. FC Köln, wird den Verein nicht weiter trainieren. Der 71-Jährige sagte den Rheinländern am Freitag überraschend ab – mit leisen, aber deutlichen Worten: „Ich hätte die Aufgabe sehr gerne weitergeführt und habe auch sehr viel Rückhalt bei der Mannschaft und bei den tollen Fans gespürt, in den Gremien und beim Präsidenten sieht es aber offenbar etwas anders aus“, sagte er dem Kölner Stadt-Anzeiger.
Funkel, der Anfang Mai kurzfristig von Gerhard Struber übernommen und den FC souverän in die Bundesliga zurückgeführt hatte, vermisste das uneingeschränkte Vertrauen der Vereinsführung: „Ich habe die 100-prozentige Zustimmung nicht gespürt.“ Deshalb sei seine Entscheidung „unumstößlich“.
Der Verein reagierte verzögert mit einer offiziellen Stellungnahme. Man habe ein „sehr offenes und respektvolles Gespräch“ geführt, so Sportdirektor Thomas Kessler. Der Auswahlprozess für die Trainerfrage sei laut Kessler „verantwortungsvoll und offen“ gewesen, es seien auch Gespräche mit anderen Kandidaten geplant gewesen. Funkel, so der Club, habe dies zwar nachvollzogen, aber entschieden, an solch einem Verfahren nicht teilzunehmen.
Die Kölner Fans und Spieler trifft dieser Abgang hart. Nach dem entscheidenden Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern war Funkel mit Lob überschüttet worden. Abwehrspieler Dominique Heintz meinte: „Wir hätten nix dagegen, wenn er noch ein Jahr bleibt.“ Besonders laut war das Plädoyer von FCK-Trainer Torsten Lieberknecht: „Er ist topfit, da ist kein Gramm Fett dran, er kann feiern wie ein Biest. Ich kann dem FC nur den Rat geben: Macht die Schatulle auf und haltet ihn hier!“
Funkel selbst hatte noch am Wochenende wie ein Mann gesprochen, der weitermachen wollte. Vom Verzicht auf Luftschlösser, von Bundesliga-Herausforderungen, von seinem Netzwerk und seiner Erfahrung war die Rede. „Unbescheiden darf ich sagen, dass ich über die Erfahrung und das Netzwerk für solche Situationen verfüge.“
Auch wenn sein Abschied aus Köln besiegelt ist – mit dem Trainergeschäft will Friedhelm Funkel noch lange nicht abschließen. „Meine Trainerkarriere ist damit nicht beendet. Ich fühle mich dazu einfach zu fit.“
OZD
OZD-Kommentar
Der 1. FC Köln verliert nicht nur einen Aufstiegstrainer – er verspielt
auch ein wichtiges Signal für Identifikation, Erfahrung und Vernunft.
Friedhelm Funkel stand für Ruhe, Realitätssinn und Fachkompetenz. Statt
ihn zu halten, entschied sich der Verein für ein Auswahlverfahren, das
nach außen wirkt wie Misstrauen im Gewand der Professionalität. Funkel
hat reagiert wie einer, der seinen Stolz nicht opfern will – und dabei
Recht behalten dürfte. Köln sendet das falsche Signal in die Bundesliga:
dass selbst Erfolg nicht reicht, wenn er nicht modern genug daherkommt.
Was bleibt, ist eine verpasste Chance und die offene Frage, ob der FC
im Haifischbecken Bundesliga nicht erneut auf Orientierungssuche gehen
wird.
OZD-Analyse
1. Die Hintergründe der Absage:
a) Funkel vermisst Rückendeckung aus dem Verein –
b) Trotz sportlichem Erfolg keine klare Bestätigung –
c) Vereinsgremien setzen auf offenen Auswahlprozess –
2. Reaktion von Verein und Umfeld:
a) FC bestätigt Gespräch und betont Respekt –
b) Funkel lehnt Teilnahme an Auswahlverfahren ab –
c) Spieler und Fans hatten sich Funkel-Verbleib gewünscht –
3. Die Rolle Friedhelm Funkels:
a) Übernahm den FC im Abstiegskampf und führte ihn zum Aufstieg –
b) Strahlt Erfahrung, Gelassenheit und Klarheit aus –
c) Mit sieben Aufstiegen Rekordhalter im deutschen Fußball –
4. Perspektiven für die Zukunft:
a) Funkel will weitertrainieren – fühlt sich fit –
b) Der FC muss nun rasch einen neuen Trainer finden –
c) Bundesliga-Vorbereitung beginnt unter einem neuen Chefcoach –
Wer ist Friedhelm Funkel?
Friedhelm Funkel ist
einer der dienstältesten und erfahrensten Trainer im deutschen
Profifußball. Der gebürtige Neusser führte im Laufe seiner Karriere
sieben Mannschaften in die Bundesliga – darunter den 1. FC Köln, Fortuna
Düsseldorf, Eintracht Frankfurt und den VfL Bochum. Der 71-Jährige gilt
als Aufstiegsspezialist, Motivator und Fußballkenner, der für Disziplin
und realistische Zielsetzung steht. Trotz seines Alters will er seine
Trainerlaufbahn fortsetzen – der Rückzug aus Köln markiert nicht das
Ende seiner Karriere.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
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