Friedrich Merz hat seine Feuerprobe in Washington bestanden – mit einem politischen Spagat zwischen Selbstbehauptung und diplomatischem Fingerspitzengefühl. Im Gespräch mit US-Präsident Donald Trump gelang es dem Kanzler, die deutsche Position zur Ukraine zu vertreten, ohne in einen offenen Konflikt zu geraten. Das allein ist angesichts Trumps erratischer Rhetorik eine beachtliche Leistung.
Trump lobte Merz, sprach von einer „großartigen Beziehung“ und begrüßte die deutsche Erhöhung der Verteidigungsausgaben. Dass Merz ein Ziel von fünf Prozent des BIP nannte, ist allerdings auch innenpolitisch umstritten – und bleibt außenpolitisch ein teures Zugeständnis.
Auffällig: Die gefürchtete Trump-Attacke zur deutschen Innenpolitik blieb aus. Keine Debatte über Meinungsfreiheit, keine Provokation wie bei Selenskyj oder Ramaphosa. Trump nannte Merz sogar „schwierig“ – und meinte es wohl als Respektbekundung.
Doch es bleiben Bruchlinien: Trumps Haltung zu Russland bleibt vage. Auf konkrete Sanktionen ließ er sich nicht festlegen. Merz wirkte hier bemüht, Trump zu mehr Entschlossenheit zu bewegen – mit begrenztem Erfolg.
In Berlin wird der Besuch trotzdem als Erfolg gewertet. Der Kanzler war präsent, souverän und diplomatisch klug. Doch ob dieser Draht zu Trump auch bei ernsteren Spannungen trägt, wird sich noch zeigen müssen.
OZD
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