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Israel schiebt Thunberg ab - UNO erhebt Kriegsverbrechensvorwürfe

Israel hat Greta Thunberg und drei weitere Gaza-Aktivisten nach dem Abfangen ihres Schiffs in internationalen Gewässern abgeschoben. Die UNO wirft Israel unterdessen schwerste Verbrechen vor.

Nach der gewaltsamen Festsetzung des Schiffs „Madleen“ hat Israel die schwedische Klima- und Menschenrechtsaktivistin Greta Thunberg abgeschoben. Laut Angaben des israelischen Außenministeriums verließ die 21-Jährige am Dienstag auf einem Flug über Paris das Land. Auch drei weitere Aktivisten mussten ausreisen, während acht weitere Personen in israelischem Gewahrsam verblieben – darunter die deutsche Aktivistin Yasemin Acar aus Berlin.

Ein Vertreter der deutschen Botschaft in Tel Aviv traf Acar laut Botschafter Steffen Seibert noch am Montagabend. Für die festgehaltenen Aktivisten werde rechtlicher Beistand organisiert. Die diplomatischen Vertretungen Frankreichs und Deutschlands bemühen sich intensiv um Aufklärung.

Die israelische Marine hatte das Segelschiff „Madleen“ der Freedom Flotilla Coalition am Montag in internationalen Gewässern gestoppt. Ziel der Fahrt war es laut Organisatoren, die Seeblockade vor Gaza zu durchbrechen und humanitäre Hilfe zu liefern. Neben Thunberg waren Aktivisten aus Spanien, Brasilien, den Niederlanden und der Türkei an Bord.

Thunberg warf Israel bei einer Zwischenlandung in Paris völkerrechtswidriges Verhalten vor. Die Aktivisten seien „in internationalen Gewässern entführt“ worden, erklärte sie. Israel hingegen verteidigt die Blockade seit Jahren als notwendige Maßnahme zur Verhinderung von Waffenschmuggel an die radikalislamische Hamas. Die Blockade wird auch von Ägypten mitgetragen.

Die Konfrontation erinnert an die Eskalation um das Schiff „Mavi Marmara“ im Jahr 2010, bei der israelische Soldaten neun türkische Aktivisten töteten. Der Vorfall hatte damals eine schwere diplomatische Krise zwischen Israel und der Türkei ausgelöst. Auch diesmal wächst die internationale Kritik: In Tunesien brachen hunderte Menschen zu einem symbolischen Solidaritätsmarsch in Richtung Gaza auf.

Unterdessen wächst der internationale Druck auf Israel wegen der dramatischen Lage im Gazastreifen. Laut UN-Angaben ist die gesamte Bevölkerung von Hunger bedroht. Eine UNO-Untersuchungskommission warf Israel am Dienstag offiziell Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor – insbesondere wegen Angriffen auf Schulen, religiöse und kulturelle Einrichtungen.

Die israelische Armee setzte am Dienstag ihre Militäroperationen fort und forderte Bewohner mehrerer Viertel im Norden Gazas zur Evakuierung auf. Zudem wurde ein Geschoss aus dem Gazastreifen abgefangen. Auch die Lage im Libanon spitzt sich zu: Bei einem israelischen Angriff auf das Dorf Scheeba kamen laut Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums zwei Menschen ums Leben.

Der Gaza-Krieg war am 7. Oktober 2023 durch den brutalen Großangriff der Hamas ausgelöst worden, bei dem mehr als 1200 Menschen in Israel getötet wurden. Seither führt Israel eine massive Militärkampagne gegen die Hamas im Gazastreifen. Nach Angaben der Hamas, die nicht unabhängig überprüft werden können, sollen dabei bislang mehr als 54.980 Menschen getötet worden sein. OZD / ©AFP.

OZD-Kommentar:
Greta Thunberg wird abgeschoben, während in Gaza Kinder verhungern – ein symbolträchtiger Akt, der tiefer nicht entlarven könnte, wie weit sich internationale Politik von Menschlichkeit entfernt hat. Israel inszeniert das Abfangen des Schiffes als Verteidigung – in Wahrheit war es eine Machtdemonstration gegen eine 21-jährige Aktivistin und ihre gewaltfreie Mission.

Thunberg mag unbequem sein, aber sie stellt die richtige Frage: Wie lange darf ein Staat die Lieferung von Wasser, Medikamenten und Nahrung als „Sicherheitsrisiko“ brandmarken, während die Welt tatenlos zusieht?

Die UNO nennt es beim Namen: Kriegsverbrechen. Und Europa? Verstummt, laviert, taktiert – aus Angst vor diplomatischem Ungleichgewicht. Doch wer heute schweigt, wenn humanitäre Hilfe als „Feind“ behandelt wird, verliert jede moralische Autorität. Israel riskiert nicht nur den eigenen Ruf, sondern untergräbt jeden Versuch, auf Dauer Frieden zu schaffen. Und Greta Thunberg? Sie hat mehr Rückgrat gezeigt als viele Außenminister dieser Welt.

OZD-Analyse

1. Die Abfangaktion im Mittelmeer
a) Ort und Ablauf – Die „Madleen“ wurde am Montag in internationalen Gewässern gestoppt
– Israelische Marine setzte das Schiff unter ihre Kontrolle und brachte es nach Israel
b) Juristische Bewertung – Aktivisten sprechen von „Entführung“, Israel von legitimer Sicherheitsmaßnahme
– Völkerrechtliche Bewertung umstritten, da keine unmittelbare Bedrohung nachweisbar

2. Die Beteiligten und ihre Ziele
a) Freedom Flotilla Coalition – Internationale Organisation mit symbolisch-politischem Charakter
– Ziel: Aufmerksamkeit für Blockade Gazas und Lieferung humanitärer Hilfe
b) Greta Thunberg – Aktivistin mit globalem Einfluss, wollte ihre Solidarität öffentlich demonstrieren
– Wiederholte Beteiligung an pro-palästinensischen Protesten

3. Historischer Kontext: „Mavi Marmara“ 2010
a) Vergleich – Auch damals wurde ein Schiff in internationalen Gewässern abgefangen
– Neun türkische Aktivisten starben, internationale Empörung folgte
b) Unterschied – Diesmal keine Todesopfer, aber ähnliche politische Dynamik

4. Internationale Reaktionen und UNO-Anklage
a) Tunisiens Konvoi – Symbolischer Akt ohne Hilfsgüter, aber mit politischer Signalwirkung
b) UNO-Vorwürfe – Israel wird beschuldigt, Schulen und kulturelle Stätten gezielt anzugreifen
– Klassifizierung als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit
c) Humanitäre Lage – Hunger, Mangel an Medikamenten, blockierte Hilfslieferungen

5. Eskalation im Libanon und militärische Lage
a) Scheeba-Angriff – Zwei Tote durch israelischen Luftschlag
b) Raketen aus Gaza – Israel meldet erneut Beschuss, reagiert mit weiteren Evakuierungsaufforderungen

Biographie

Wer ist Greta Thunberg?
Greta Thunberg wurde am 3. Januar 2003 in Stockholm geboren und wurde mit 15 Jahren zur Symbolfigur der globalen Klimabewegung. Ihre Schulstreiks für das Klima („Fridays for Future“) inspirierten Millionen Jugendliche weltweit. Thunberg wurde mehrfach für den Friedensnobelpreis nominiert und hielt Reden vor der UNO, dem EU-Parlament und dem Weltwirtschaftsforum. Ihr Aktivismus beschränkt sich seit Jahren nicht mehr nur auf Umweltfragen: Thunberg engagiert sich zunehmend in Fragen der Menschenrechte, der sozialen Gerechtigkeit und seit Beginn des Gaza-Kriegs auch für Palästinenser. Sie polarisiert, wird angefeindet, bewundert – und bleibt dabei unbeirrbar. Ihre Teilnahme an der Freedom Flotilla war der nächste Schritt in einer radikal konsequenten Lebenslinie.

Institutionserklärung

Was ist die Freedom Flotilla Coalition?
Die Freedom Flotilla Coalition ist ein internationales Bündnis aus Organisationen, das seit 2010 versucht, mit Schiffen symbolisch die Seeblockade des Gazastreifens zu durchbrechen. Ziel ist es, Aufmerksamkeit auf die humanitäre Krise zu lenken und politische Maßnahmen zu erzwingen. Die Flottillen bestehen meist aus internationalen Aktivisten, darunter Politiker, Menschenrechtsanwälte und prominente Persönlichkeiten. Die bekannteste Aktion war 2010 mit der „Mavi Marmara“, bei der neun Aktivisten durch israelische Soldaten getötet wurden. Seither gab es wiederholt Versuche, die Blockade zu durchbrechen – stets begleitet von internationalem Medieninteresse und politischen Reaktionen.


Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.