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Darknet-Schlag: „Archetyp Market“ offline

Mit der Abschaltung von „Archetyp Market“ gelingt Ermittlern ein Coup gegen den organisierten Drogenhandel im Netz. Der Fall zeigt: Auch die abgeschottetsten Darknet-Märkte sind nicht unangreifbar – aber auch nicht endgültig verschwunden.

Ermittler aus Deutschland und mehreren EU-Staaten haben die Darknet-Plattform „Archetyp Market“ abgeschaltet, eine der ältesten und umsatzstärksten illegalen Handelsplätze weltweit. Auf der Seite wurden hauptsächlich Drogen wie Kokain, Amphetamin, Cannabis und Fentanyl verkauft. Insgesamt wurde ein Umsatz von mindestens 250 Millionen Euro erzielt, bei zuletzt über 600.000 Nutzerkonten.

Insgesamt waren mehr als 300 Beamte im Einsatz. Der mutmaßliche Administrator – ein 30-jähriger Deutscher – wurde in Spanien festgenommen. In Schweden wurden sieben weitere Beschuldigte gefasst. Server, Daten und Vermögenswerte in Millionenhöhe wurden beschlagnahmt.

Die Plattform war mehr als fünf Jahre lang aktiv, bot zuletzt 17.000 Verkaufsangebote an und erlaubte als eine der wenigen auch den Verkauf synthetischer Opioide. Bezahlt wurde ausschließlich in der Kryptowährung Monero. Die Operation „Deep Sentinel“ war international koordiniert – mit Beteiligung von Europol, Eurojust und US-Behörden.

OZD - Kurzkommentar:

Die Zerschlagung von „Archetyp Market“ ist ein eindrucksvoller Erfolg der internationalen Cyber- und Drogenfahndung. Sie zeigt, dass auch die Schattenseiten des Internets verwundbar sind – vorausgesetzt, Ermittler arbeiten grenzüberschreitend, technisch versiert und mit langem Atem.

Doch bei aller Genugtuung: Die Geschichte des Darknets lehrt, dass nach jeder abgeschalteten Plattform neue Märkte entstehen – oft größer, besser geschützt, dezentraler. Der kriminelle Handel folgt dem Prinzip der Hydra: Wird ein Kopf abgeschlagen, wachsen zwei nach.

Besonders brisant: Der Handel mit extrem gefährlichen Substanzen wie Fentanyl, das schon in geringen Dosen tödlich sein kann. Dass diese Stoffe offen auf „Archetyp Market“ angeboten wurden – auch in deutscher Sprache – unterstreicht, wie sehr sich digitale Drogenmärkte zur realen Gesundheitsgefahr entwickelt haben.

Ausblick:

„Archetyp Market“ mag Geschichte sein, aber die Infrastruktur und Nachfrage bestehen fort. Wer im Netz illegale Drogen kauft, weicht auf Alternativen aus. Die Ermittler stehen damit nicht vor einem Ende, sondern vor einer Etappe in einem immer neuen Wettlauf.

Langfristig zeigt sich: Erfolgreiche Strafverfolgung im digitalen Raum braucht Ressourcen, internationale Bündnisse und digitale Kompetenz – nicht nur auf Ermittlerseite, sondern auch bei Justiz und Gesetzgebung. Ohne diese bleibt jeder „Schlag gegen das Darknet“ bestenfalls ein Moment des Aufatmens in einem andauernden Kampf.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP