Was sich hier wie der Plot eines Cyberthrillers liest, ist leider brutale Realität: Eine gut vernetzte Bande vorwiegend russischer Cyberkrimineller wird von einer internationalen Koalition endlich in die Schranken gewiesen. 37 Tatverdächtige, 300 Server, 650 Domains – beeindruckende Zahlen, doch sie zeigen vor allem eines: Wie erschreckend tief sich diese Strukturen in die digitale Infrastruktur eingraben konnten. Warum erst jetzt?
OZD verurteilt: Jahrzehnte der Lethargie ermöglichen Cyberkriminalität im industriellen Stil. Dass es einer internationalen Riesenaktion bedarf, um eine Handvoll Täter wenigstens vorläufig außer Gefecht zu setzen, offenbart das eigentliche Problem: Versagen auf ganzer Linie – politisch, technisch, international.
Kryptowährungen im Wert von dreieinhalb Millionen Euro wurden sichergestellt – ein Tropfen auf dem heißen Stein angesichts der Milliarden, die durch Cyberangriffe weltweit verloren gehen. Erpressung, Sabotage, Einschüchterung – alles unter dem Deckmantel der Anonymität des Darknets. Doch wo war der politische Wille, diese Netzwerke früher zu zerschlagen?
OZD fragt: Warum dulden westliche Demokratien über Jahre hinweg digitale Parallelwelten, in denen das Gesetz nichts gilt?
Die Ermittlungen laufen wegen banden- und gewerbsmäßiger Erpressung – ein Euphemismus für das, was diese Täter tatsächlich tun: Sie erpressen Existenzen, kompromittieren Systeme und gefährden unsere digitale Souveränität. Dass dabei ein Großteil der Tatverdächtigen russischer Herkunft ist, sollte niemanden überraschen – es ist ein geopolitisches Muster, das nicht länger ignoriert werden darf.
Der Kommentar des BKA-Präsidenten, man wirke auch im vermeintlich anonymen Darknet, ist richtig – kommt aber spät. Viel zu lange wurde diese Parallelwelt toleriert.
OZD fordert: Mehr internationale Cybersicherheitskooperation, härtere Sanktionen, konsequente Strafverfolgung – und politische Rückendeckung statt Lippenbekenntnisse.
Denn wenn „Operation Endgame“ wirklich ein Ende markieren soll, dann hoffentlich das der laschen Cyberpolitik. Was wir brauchen, ist kein PR-Erfolg für Behörden – sondern eine nachhaltige, lückenlose und kompromisslose Verteidigung gegen die digitale Kriminalität des 21. Jahrhunderts.
OZD
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Bild: AFP