Mit einem europaweiten Scheinfirmen-Netz betrügen zwei Männer den Staat um Millionen – nun endet ihr Luxusleben hinter Gittern. Ein dritter Angeklagter kommt mit Geld davon.
Zwei Männer sind wegen eines der größten Umsatzsteuerbetrugsfälle in Deutschland verurteilt worden: Das Landgericht Düsseldorf schickte die Angeklagten für fünf Jahre und zwei Monate sowie fünf Jahre und neun Monate ins Gefängnis. Sie hatten laut Europäischer Staatsanwaltschaft gemeinsam eine kriminelle Vereinigung gebildet, um mit kabellosen Apple-Kopfhörern ein betrügerisches Scheingeschäft aufzuziehen – und so 26 Millionen Euro an Steuern zu hinterziehen.
Die Masche war raffiniert und international angelegt: Über Tarnfirmen in Deutschland und anderen EU-Staaten sollen die Betrüger den Handel mit AirPods und anderen Kopfhörermodellen nur simuliert haben. In Wahrheit wechselte die Ware nie den Besitzer – wohl aber das Geld. Durch den mehrfachen Weiterverkauf innerhalb des eigenen Firmennetzwerks kassierten die Täter über Jahre hinweg Umsatzsteuer-Rückerstattungen, auf die sie keinen Anspruch hatten.
Die ursprünglich auf 90 Millionen Euro geschätzte Schadenssumme wurde im Verlauf des Verfahrens reduziert, nachdem nur ein Teil der Umsätze gerichtsfest nachgewiesen werden konnte. Dennoch ordnete das Gericht gegen die Verurteilten zusätzliche Vermögensarreste in Höhe von 211.000 und 320.000 Euro an. Ein dritter Beschuldigter aus Ungarn kam glimpflich davon: Gegen eine Geldauflage von 75.000 Euro wurde das Verfahren gegen ihn eingestellt.
Obwohl der Prozess ursprünglich über mehrere Monate angesetzt war, konnte das Urteil bereits im März nach nur wenigen Verhandlungstagen gefällt werden – nicht zuletzt aufgrund der erdrückenden Beweislage. Der Fall steht exemplarisch für die Dimensionen moderner Steuerkriminalität in der EU – und die neuen Befugnisse der Europäischen Staatsanwaltschaft, die erst seit 2021 grenzüberschreitend agieren darf.
OZD-Kommentar
Dieser Fall ist ein Weckruf. Während der deutsche Mittelstand unter Bürokratie ächzt und Millionen ehrlicher Bürger ihre Steuer pünktlich zahlen, machen sich clevere Kriminelle mit Fake-Firmen und Luxuskopfhörern ein goldenes Leben – bis sie auffliegen. Der Betrug ist nicht nur eine Straftat gegen den Staat, sondern ein Schlag ins Gesicht aller, die sich redlich bemühen. Dass solche Machenschaften jahrelang unbehelligt ablaufen konnten, zeigt die Schwächen im europäischen Kontrollsystem. Ohne die neue Europäische Staatsanwaltschaft wären diese Täter womöglich nie gefasst worden. Doch wie viele ähnliche Betrugsringe operieren noch unentdeckt?
"Es ist unfassbar, wie einfach es scheinbar war, den Staat um Millionen zu prellen – da läuft doch systemisch etwas falsch." Anonym
"Ich zahle meine Steuern pünktlich und kriege für jede Kleinigkeit eine Mahnung – und diese Tpen ziehen Millionen ab?" Wi imer
"Da helfen nur drastische Strafen und internationale Fahndung. Wer mit Fake-Firmen betrügt, soll spüren, dass Europa hinsieht!" EP
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OZD-Analyse
1. Die Masche mit den Kopfhörern
– Die Täter gründeten gezielt Firmen in mehreren EU-Staaten.
– Die Ware – insbesondere Apple-Kopfhörer – existierte teilweise nur auf dem Papier.
– Durch Scheinverkäufe erschlichen sie sich Umsatzsteuererstattungen vom deutschen Staat.
2. Die Rolle der Europäischen Staatsanwaltschaft (EPPO)
– Die in Luxemburg ansässige Behörde übernahm die Ermittlungen.
– EPPO ist seit 2021 aktiv und darf in allen teilnehmenden EU-Staaten grenzüberschreitend gegen Wirtschaftskriminalität ermitteln.
– Ohne sie wäre eine internationale Koordination dieses Falls kaum möglich gewesen.
3. Die juristische Aufarbeitung
a) – Zwei Täter verurteilt zu langen Haftstrafen.
– Ein dritter Mann zahlte 75.000 Euro zur Einstellung des Verfahrens.
b) – Vermögensarreste in sechsstelliger Höhe verhängt – die Gesamtschadenssumme bleibt aber bei 26 Millionen.
c) – Das schnelle Ende des Prozesses nach wenigen Tagen zeigt die Eindeutigkeit der Beweislage – und die Schlagkraft der Ankläger.
Was ist die Europäische Staatsanwaltschaft (EPPO)?
Die Europäische Staatsanwaltschaft ist eine 2021 gegründete EU-Behörde mit Sitz in Luxemburg. Sie ist zuständig für die Verfolgung von Straftaten gegen den EU-Haushalt, insbesondere grenzüberschreitende Steuerbetrugsdelikte. EPPO kann in allen teilnehmenden Mitgliedsstaaten Ermittlungen führen und Anklage erheben – unabhängig von den nationalen Staatsanwaltschaften.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.