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Steuertricks statt Vorbild – Ancelotti fällt tief (Kommentar)

Nationaltrainer, Starcoach – und nun verurteilt: Carlo Ancelottis Steuerbetrug wirft dunkle Schatten auf seine Trainerkarriere. Vertrauen verspielt, Ansehen beschädigt.

Carlo Ancelotti ist eine Ikone des Weltfußballs. Doch auch Ikonen sind nicht über dem Gesetz. Dass der aktuelle brasilianische Nationaltrainer und ehemalige Coach von Real Madrid wegen Steuerbetrugs nun rechtskräftig verurteilt wurde, ist ein drastischer Einschnitt – für sein Image wie auch für das öffentliche Vertrauen in prominente Persönlichkeiten des Sports.

Der Oberste Gerichtshof in Madrid sah es als erwiesen an, dass Ancelotti in seiner ersten Amtszeit bei Real Madrid (2014) mehr als eine Million Euro aus Bildrechten und anderen Einnahmequellen über ein undurchsichtiges Konstrukt von Briefkastenfirmen an der Steuer vorbeigeschleust hatte. Auch wenn er für das Jahr 2015 freigesprochen wurde und seine einjährige Haftstrafe zur Bewährung ausgesetzt ist – das Urteil spricht eine klare Sprache.

Ancelotti hat den vorsätzlichen Betrug stets bestritten. Doch das Gericht urteilte anders – und so bleibt der bittere Beigeschmack: Ein international gefeierter Coach hat das in ihn gesetzte Vertrauen missbraucht, um sich unrechtmäßig zu bereichern. Eine Geldstrafe von 386.361 Euro und eine Bewährungsstrafe sind die Konsequenz – keine Gefängniszelle, aber ein nicht wiedergutzumachender Reputationsschaden.

Der Fall reiht sich ein in eine lange Liste prominenter Steuervergehen im Profifußball – von Lionel Messi bis Cristiano Ronaldo. Es entsteht das Bild einer Branche, in der das große Geld nicht selten mit großer Verantwortungslosigkeit einhergeht. Dabei wäre gerade jemand wie Ancelotti, der nun die sportlichen Geschicke der brasilianischen Seleção lenkt, in einer Vorbildrolle. Diese hat er aufs Spiel gesetzt – und zumindest moralisch klar verloren.

Die Frage bleibt: Wann ziehen Verbände und Vereine Konsequenzen? Und wie lange bleibt der reflexhafte Blick weg, solange der sportliche Erfolg stimmt?

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP