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G7-Gipfel trotzt Trumps Abreise (Kommentar)

Zeichen der Geschlossenheit in Zeiten globaler Krisen

Der G7-Gipfel in Kananaskis war von Anfang an kein gewöhnliches Treffen – und entwickelte sich unter dem Eindruck der dramatischen Eskalation im Nahen Osten zum Lackmustest internationaler Führungsfähigkeit. Dass US-Präsident Trump den Gipfel vorzeitig verließ, sorgte für Unruhe, unterstrich aber auch die Bedeutung einer multilateralen Ordnung, die selbst bei Abwesenheit eines dominanten Akteurs handlungsfähig bleibt.

Gerade weil Trump sich bei zentralen Themen wie Sanktionen gegen Russland oder der Unterstützung für die Ukraine zurückhaltend bis ablehnend zeigte, war die Einigung der übrigen G7-Staaten auf eine gemeinsame Erklärung zur Lage zwischen Israel und dem Iran von besonderer Symbolkraft. Es war ein stilles, aber deutliches Zeichen der Einigkeit, dass auch Differenzen im Ton nicht zu einem Bruch führen müssen.

Der ukrainische Präsident Selenskyj brachte in Kananaskis eine unmissverständliche Botschaft mit: Die Welt dürfe nicht abstumpfen angesichts des anhaltenden Leidens in seinem Land. Dass Trump ihn nicht persönlich traf, war ein verpasstes Signal – auch, weil es der Ukraine an nichts mehr fehlt als an glaubwürdiger Langzeitunterstützung.

Der Verweis des US-Präsidenten auf „größere Dinge“ als Erklärung für seine Abreise wirkt angesichts der Vielzahl an Krisen – von der Ukraine über den Iran bis zur weltweiten Handelspolitik – diffus. Multilaterale Gipfel wie jener der G7 leben von Präsenz, Austausch und auch dem Willen zum Kompromiss. Dass dieser Wille bei vielen der Anwesenden spürbar war, gibt Anlass zu vorsichtigem Optimismus – auch ohne den prominentesten Teilnehmer im Raum.

Fazit:
Die Weltordnung steht vor einer Belastungsprobe. Die G7 bleiben ein Ort, an dem – trotz Differenzen – ein kollektives Verantwortungsbewusstsein sichtbar wurde. Die Herausforderungen sind größer als nationale Egoismen. Und genau deshalb braucht es mehr denn je diesen Schulterschluss.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP