Die diplomatischen Dämme brechen – und Donald Trump gießt weiteres Öl ins Feuer: Mit scharfen Worten, einer eilig einberufenen Krisensitzung im Weißen Haus und einem offenen Kapitulationsaufruf an den Iran hat der US-Präsident am Mittwoch neue Spekulationen über eine bevorstehende US-Intervention im Nahostkonflikt ausgelöst. Der Iran wies das Ultimatum scharf zurück – und griff seinerseits mit Hyperschallraketen an.
„Wir fordern die bedingungslose Kapitulation des Iran“, schrieb Trump auf seinem Onlineportal Truth Social. Gleichzeitig ließ er durchblicken, dass die USA wüssten, wo sich Ayatollah Ali Chamenei aufhalte – es gebe aber „vorerst“ keine Pläne, ihn zu töten. Eine Bemerkung, die in Teheran wie eine offene Drohung aufgenommen wurde.
Chamenei reagierte prompt: „Der Iran wird niemals aufgeben und keinem Druck nachgeben“, erklärte das geistliche Oberhaupt des Landes in einer Fernsehansprache. Eine amerikanische Intervention werde „irreparablen Schaden“ verursachen, warnte der Ayatollah.
Unterdessen setzten Israel und der Iran ihre gegenseitigen Angriffe fort. In der Nacht zum Mittwoch flog Israels Luftwaffe erneut Angriffe auf Teheran. Ziel war eine Produktionsstätte für Zentrifugen zur Urananreicherung. Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde wurden in Karadsch zwei Gebäude zerstört, in denen wichtige Bauteile für das Atomprogramm gefertigt wurden.
Der Iran konterte mit einer gefährlichen Premiere: Erstmals feuerten die Revolutionsgarden nach eigenen Angaben Hyperschallraketen auf Israel ab – ein Waffensystem, das aufgrund seiner Geschwindigkeit und Beweglichkeit kaum abzufangen ist. Die Raketen wurden demnach auf Tel Aviv abgefeuert, Einschläge wurden zunächst nicht bestätigt, wohl aber massive Luftabwehrmaßnahmen.
Die Eskalation fordert bereits zahlreiche Opfer: Seit Beginn der Angriffe am vergangenen Freitag wurden nach israelischen Behördenangaben mindestens 24 Menschen in Israel getötet. Der Iran spricht von über 220 Todesopfern auf seiner Seite.
OZD
OZD-Kommentar
Wenn der Weltkrieg einen Prolog hätte – er würde klingen wie Donald Trumps Drohungen dieser Tage. In einem Konflikt, der ohnehin aus dem Ruder läuft, stellt sich der mächtigste Mann der Welt hin und fordert von Teheran nichts Geringeres als die „bedingungslose Kapitulation“. Wer glaubt, dass das zur Deeskalation beiträgt, ignoriert den Pulsschlag des Nahen Ostens – und das Echo, das solche Worte auslösen.
Ayatollah Chamenei reagiert mit Trotz, doch hinter seinen Worten steht ein Land, das bereit ist, mit Hyperschallraketen zu antworten. Es ist ein Spiel mit dem nuklearen Feuer – und Trump spielt es mit der Arroganz eines Pokerspielers, dem nicht klar ist, dass es hier nicht um Jetons, sondern um Menschenleben geht.
Noch bleibt die Tür zur Diplomatie einen Spalt weit offen. Doch jeder weitere Tweet, jede neue Rakete, jeder zerstörte Atombunker bringt die Welt näher an den Punkt, an dem der Rückweg versperrt ist.
OZD-Analyse
1. Trumps Eskalationsstrategie:
a) Krisensitzung im Weißen Haus – Trump kehrt eilig vom G7-Gipfel zurück
b) Öffentliche Drohungen – Forderung nach Kapitulation und Andeutung über Chameneis Aufenthaltsort
c) Offene Optionen – US-Regierung spricht von einer „stündlich wechselnden Lage“
2. Iranische Reaktion und neue Kriegsdynamik:
a) Chameneis Fernsehansprache – keine Kapitulation, Warnung vor irreparablem Schaden
b) Militärische Antwort – Abschuss von Hyperschallraketen auf Israel
c) Drohnenkrieg – gegenseitige Luftangriffe mit hochpräzisen Systemen
3. Lage auf dem Schlachtfeld:
a) Neue israelische Angriffe – Produktionsstätten für Zentrifugen in Teheran und Karadsch zerstört
b) Hohe Verluste – mindestens 24 Tote in Israel, 224 im Iran
c) Atomalarm – Zentrifugenproduktion als zentrales Ziel, mögliche Vorbereitung auf Atomwaffen wird befürchtet
Was ist eine Hyperschallrakete?
Hyperschallraketen sind ballistische oder manövrierfähige Raketen, die sich mit mehr als fünffacher Schallgeschwindigkeit (Mach 5) bewegen. Aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit und Unvorhersehbarkeit sind sie schwer abzufangen. Russland und China setzen bereits auf diese Waffensysteme, der Iran hat nun erstmals ihren Einsatz im Gefecht bestätigt.
Wer ist Ayatollah Ali Chamenei?
Ayatollah Chamenei ist seit 1989 Oberster Führer des Iran und bestimmt sämtliche politischen, militärischen und religiösen Entscheidungen des Landes. Als Nachfolger von Revolutionsführer Khomeini gilt er als zentrale Figur der Islamischen Republik. Chamenei steht an der Spitze der Revolutionsgarden, kontrolliert das Justizwesen und übt maßgeblichen Einfluss auf das Atomprogramm aus.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP