Tel Aviv/Teheran – Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran hat eine neue kritische Phase erreicht. In der Nacht zum Donnerstag meldete die israelische Armee erneute Angriffe auf iranische Atomanlagen – ein Schritt, der nicht nur die Spannungen in der Region weiter verschärft, sondern auch die internationale Gemeinschaft alarmiert.
Laut israelischen Angaben wurden bei dem Einsatz rund 40 Kampfflugzeuge eingesetzt. Ziel waren unter anderem eine „Anlage zur Entwicklung von Atomwaffen“ in Natans sowie ein „inaktiver Kernreaktor“ im südwestiranischen Arak. Diese Orte gelten als symbolträchtige Pfeiler des iranischen Atomprogramms – mit jahrzehntelanger Vorgeschichte und großem geopolitischem Sprengstoff.
Die Begründung aus Jerusalem ist eindeutig: Man wolle verhindern, dass der Iran „eine Atombombe baut“. Doch die Angriffe kommen in einer Phase, in der ohnehin diplomatischer Stillstand herrscht. Der Iran wiederum betont regelmäßig, Uran ausschließlich für zivile Zwecke anzureichern – was die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bislang nicht eindeutig widerlegen, aber auch nicht restlos bestätigen konnte.
Besonders brisant: Schon vergangene Woche hatte Israel die Anlage in Natans schwer bombardiert. Die IAEA bestätigte daraufhin „Hinweise auf direkte Einschläge“ – sogar in unterirdischen Räumen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Natans zu den strategisch wichtigsten Nuklearstandorten der Islamischen Republik zählt.
Israels Premier Benjamin Netanjahu hatte die Angriffe in einem Fernsehstatement als „notwendige Verteidigung“ bezeichnet. Beobachter sehen darin jedoch nicht nur einen präventiven Militärschlag, sondern auch ein kalkuliertes Machtspiel mit weitreichenden Folgen. Denn mit jedem weiteren Angriff wächst nicht nur die Gefahr einer regionalen Militäreskalation, sondern auch das Risiko eines globalen sicherheitspolitischen Flächenbrands.
Angesichts der jüngsten Entwicklungen wird die Sitzung des UN-Sicherheitsrats am Freitag (siehe vorheriger Bericht) umso brisanter. Die Welt steht an einem neuen nuklearen Scheideweg – die Frage ist nicht mehr, ob, sondern wie lange die Eskalationsspirale noch weiterdreht.
OZD
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Bild: AFP