„Sahnehäubchen“: Siegemund erstmals in Wimbledon in Runde drei
Es ist der Moment, auf den sie jahrelang gewartet hat – und der sich nun für Laura Siegemund wie purer Tennisgenuss anfühlt. Mit 37 Jahren hat die Doppel-Spezialistin aus Metzingen zum ersten Mal die dritte Runde von Wimbledon erreicht. Ihr überzeugender 6:2, 6:3-Erfolg über die frühere US-Open-Finalistin Leylah Fernandez war nicht nur sportlich stark, sondern auch emotional bedeutsam. „Ich nehme das als Plus mit. Das ist ein Sahnehäubchen für mich, und ich bin froh, dass ich ein bisschen Sahne schmecken darf“, sagte eine überglückliche Siegemund beim Streamingdienst Prime Video.
Im Schatten des berühmten Centre Court startete die Partie wegen leichten Regens erst mit zweistündiger Verzögerung auf Court 14. Doch Siegemund war vom ersten Ballwechsel an präsent und erkämpfte sich direkt das erste Break gegen die an Position 29 gesetzte Kanadierin. Der erste Satz war nach 49 Minuten in trockenen Tüchern. Auch im zweiten Durchgang ließ sich Siegemund nicht beirren, spielte konzentriert und effektiv und verwandelte schließlich ihren zweiten Matchball.
Die erfahrene Grand-Slam-Siegerin im Doppel und Mixed trifft nun am Freitag in Runde drei auf die Australian-Open-Gewinnerin Madison Keys. Schon in der ersten Runde hatte Siegemund mit einem Zweisatzsieg gegen Peyton Stearns überzeugt – Wimbledon 2024 entwickelt sich für sie zu einem kleinen sportlichen Märchen.
Während Siegemund jubelt, stehen andere deutsche Spielerinnen im Schatten. Tatjana Maria und Nachwuchshoffnung Ella Seidel mussten bereits in Runde eins die Segel streichen. Besonders bitter verlief der Auftritt von Seidel: Die 20-Jährige knickte im zweiten Satz gegen die Spanierin Bouzas Maneiro unglücklich um und erlitt einen Bänderriss im rechten Knöchel. Am späten Nachmittag kämpfte mit Eva Lys noch eine weitere Deutsche um den Einzug in die nächste Runde – als Außenseiterin gegen Linda Noskova.
OZD
OZD-Kommentar
Laura Siegemunds Auftritt ist weit mehr als ein Achtungserfolg – er ist ein Statement für Leidenschaft, Ausdauer und die Kraft der späten Karriere. In einer Ära, in der Jugend und Power oft dominieren, erinnert die 37-jährige Metzingerin daran, dass Erfahrung, mentale Stärke und Spielintelligenz im Tennis noch immer den Unterschied machen können.
Es ist gerade diese Mischung aus Bescheidenheit und Brillanz, die ihren Sieg so besonders macht. Ihr emotionales „Sahnehäubchen“-Zitat zeigt, wie sehr dieser Moment für sie zählt – ein stiller Triumph gegen die Vergänglichkeit und gegen jene, die längst glaubten, ihre besten Tage lägen hinter ihr.
Siegemund ist nicht nur weiter, sie ist endlich angekommen – in der Wahrnehmung eines Turniers, das sie bislang eher als Doppelspielerin kannte. Ob sie Madison Keys bezwingen kann, ist offen. Aber eines steht fest: Siegemund hat sich ihren Platz auf der großen Bühne mehr als verdient.
OZD-Analyse
1. Siegemunds Wimbledon-Erfolg
a) Erster Einzug in Runde drei
– Alter: 37 Jahre
– Gegnerin: Leylah Fernandez (ehemalige US-Open-Finalistin)
– Ergebnis: 6:2, 6:3
b) Bedeutung des Sieges
– Erster Drittrundeneinzug im Einzel in Wimbledon
– Große emotionale Bedeutung für Siegemund
– Symbol für späte Karrieren im Tennis
2. Nächste Gegnerin: Madison Keys
a) Starke Gegnerin
– Australian-Open-Siegerin
– Spiel findet am Freitag statt
b) Taktische Herausforderung
– Keys ist auf Rasen brandgefährlich
– Siegemund muss defensiv wie offensiv Topniveau erreichen
3. Lage im deutschen Damentennis
a) Weitere deutsche Spielerinnen
– Eva Lys kämpft gegen Linda Noskova
– Tatjana Maria und Ella Seidel bereits ausgeschieden
b) Verletzungspech
– Ella Seidel: Bänderriss im rechten Knöchel
– Bitteres Aus nach einem hoffnungsvollen Start
Wer ist Laura Siegemund?
Laura Siegemund wurde 1988 in Filderstadt geboren und zählt seit Jahren zu den besten deutschen Doppelspezialistinnen. Sie gewann drei Grand-Slam-Titel – darunter im Mixed bei den US Open und im Doppel bei den French Open. Ihre Einzelkarriere verlief mit Höhen und Tiefen, doch ihre mentale Stärke und Vielseitigkeit brachten sie immer wieder zurück in die Weltspitze. Wimbledon 2024 ist für sie ein später Höhepunkt ihrer Laufbahn.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.