Iga Swiatek hat im Finale von Wimbledon nicht einfach nur gewonnen – sie hat sich in den Tennis-Olymp katapultiert. Der 24-jährigen Polin gelang beim 6:0, 6:0 gegen Amanda Anisimova eines der seltensten Ergebnisse der Grand-Slam-Geschichte: ein sogenannter Double Bagel, bei dem die Gegnerin keinen einzigen Spielgewinn verbucht.
Solche Demütigungen sind im Tennis selten – im Wimbledon-Finale hatte es das zuletzt 1911 gegeben, in einem komplett anderen Zeitalter des Sports. In der gesamten Open Era gelang dies bei Grand Slams im Finale nur ein einziges Mal zuvor: Steffi Graf fertigte 1988 in Paris Natallja Swerawa ebenso deutlich ab. Dass nun Swiatek in einem der traditionsreichsten Finals der Welt auf Rasen für die Wiederholung sorgt, unterstreicht ihre Sonderstellung im Damentennis.
Swiateks Sieg war mehr als ein sportliches Ausrufezeichen. Es war eine Machtdemonstration, ein Statement: Nach vier French-Open-Titeln (Sand) und einem US-Open-Erfolg (Hartplatz) ist sie jetzt auch Rasen-Majorsiegerin – und damit eine All-Court-Spielerin im wahrsten Sinne.
Für Anisimova dagegen war es ein bitteres Erwachen. Nach einem überragenden Turnierlauf, inklusive Halbfinalsieg gegen die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka, hatte man ihr das Zeug zur Sensation zugetraut. Doch in ihrem ersten Grand-Slam-Finale wirkte sie überfordert, nervös, ja regelrecht blockiert. Die deutsche Schiedsrichterin Miriam Bley aus Würzburg hatte keine Mühe, die einseitige Partie ruhig zu leiten.
Während Swiatek sich über drei Millionen Pfund und ihren insgesamt sechsten Grand-Slam-Titel freuen durfte, blieb Anisimova immerhin der Trost eines Karriere-Meilensteins: ab Montag wird sie erstmals in den Top Ten der Weltrangliste geführt. Doch nach dem Tränenmoment bei 0:2 im zweiten Satz dürfte das wenig Trost gespendet haben.
Swiatek indes hat mit nun 100 Grand-Slam-Siegen und Siegen auf allen drei Belägen bewiesen: Der aktuelle Tennis-Thron gehört ihr allein.
Erklärungen:
Double Bagel: 6:0, 6:0 – ein besonders seltenes Ergebnis, v.a. in Endspielen.
Venus Rosewater Dish: Silberne Siegertrophäe bei Wimbledon.
Open Era: Zeitraum seit 1968, als Profis und Amateure erstmals gemeinsam bei Grand-Slams antreten durften.
OZD
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Bild: dpa / Wimbledon Championships