Mit 90 Jahren blickt der Dalai Lama auf ein außergewöhnliches Leben zurück: Als geistliches Oberhaupt der Tibeter, Friedensnobelpreisträger und Symbolfigur für Mitgefühl und Gewaltlosigkeit hat Tenzin Gyatso weit über religiöse Grenzen hinaus Anerkennung gefunden. Dass er selbst nun hofft, noch Jahrzehnte weiterzuleben, wirkt weniger wie Wunschdenken als Ausdruck seines tiefen Engagements – für die Lehren des Buddha, für die "fühlenden Wesen", für eine friedlichere Welt.
Seine Worte am Vorabend des Geburtstags sind zugleich spirituelle Botschaft und politisches Signal. Während Peking auf Mitbestimmung bei der Nachfolge pocht, betont der Dalai Lama die Unabhängigkeit seiner Institution. Dabei bleibt sein Ton stets ruhig, bestimmt und friedlich – ohne Kampfgesten, ohne Hass.
Die Frage nach seiner Nachfolge bleibt heikel und von politischen Interessen überlagert. Doch der Dalai Lama selbst hat die Weichen klar gestellt: Die Institution soll weiterbestehen, ihre spirituelle Bedeutung überdauern – jenseits staatlicher Einflussnahme.
Dass der Dalai Lama mit 90 Jahren in einer Welt voller Konflikte und Unsicherheit so viel Vertrauen und Hoffnung ausstrahlt, bleibt bemerkenswert. Seine Stimme ist leiser geworden, aber nicht weniger klar. Sie erinnert daran, dass Mitgefühl und Weisheit auch in schwierigen Zeiten Kraft entfalten können. Man kann ihm zu diesem Geburtstag nur wünschen, dass seine Hoffnung auf ein langes Leben erfüllt wird – und dass sein Vermächtnis ebenso lange Bestand hat.
OZD
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