Der CHIO Aachen hat einmal mehr gezeigt: Selbst Ikonen sind nicht unantastbar. Isabell Werth, vielfache Olympiasiegerin und Dauersiegerin in Aachen, musste sich im Grand Prix Special dem belgischen Außenseiter Justin Verboomen geschlagen geben. Ein Achtungserfolg für den Reiter aus Belgien – und eine kleine Delle im ansonsten makellosen Renommee der deutschen Dressurequipe.
Mit 80,745 Prozent setzte sich Verboomen knapp, aber verdient durch. Werth und ihre Stute Wendy blieben unter den eigenen Erwartungen, zeigten nicht die gewohnte Souveränität. Auch Frederic Wandres und Katharina Hemmer konnten nicht ganz an ihre stärksten Leistungen anknüpfen – obwohl Hemmer mit Rang fünf ein deutliches Ausrufezeichen setzte. Ihre konstanten Leistungen dürften ihr das EM-Ticket fast sicher gemacht haben.
Die Nominierung für Crozet wirft ihre Schatten voraus. Nach dem Wegfall von Jessica von Bredow-Werndls Dalera und dem Ausfall von Sönke Rothenberger ist das deutsche Team im Umbruch. Der Druck auf die arrivierten Kräfte wächst, der Kreis potenzieller EM-Starter verengt sich – auch weil Außenseiter wie Verboomen den Platz an der Sonne nicht kampflos hergeben.
Für Werth ist der zweite Platz kein Drama – aber ein Hinweis darauf, dass selbst jahrzehntelange Dominanz nicht selbstverständlich ist. Für das Publikum war es eine willkommene Abwechslung. Für die Konkurrenz: ein Mutmacher.
OZD
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