Die dritte Etappe der Tour de France endete mit einem bitteren Kontrast: Während Tim Merlier jubelnd über den Zielstrich in Dünkirchen raste, lag sein Teamkollege Jasper Philipsen bereits schwer verletzt im Krankenhaus. Der Belgier vom Team Soudal-Quick Step setzte sich nach 178,3 Kilometern im Massensprint knapp gegen den Italiener Jonathan Milan (Lidl-Trek) und den deutschen Hoffnungsträger Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) durch. Für Bauhaus, der 2023 schon einmal Zweiter geworden war, reichte es diesmal erneut nicht ganz zum Etappensieg: „Am Ende hat mir ein bisschen die Power gefehlt“, gestand er – Rang drei sei dennoch „schon gut“.
Überschattet wurde der Sprint von einem dramatischen Zwischenfall 60 Kilometer vor dem Ziel: Jasper Philipsen, Sieger der ersten Etappe und Träger des Grünen Trikots, wurde beim Zwischenspurt von Bryan Coquard zu Fall gebracht und blieb mit großen Schmerzen liegen. Er musste das Rennen aufgeben und wurde in ein Krankenhaus eingeliefert – sein Tour-Aus ein Schock für das Feld und seine Mannschaft Alpecin-Deceuninck.
Der Niederländer Mathieu van der Poel, der am Vortag in Boulogne-sur-Mer triumphiert hatte, verteidigte souverän das Gelbe Trikot. Die flache Etappe war bis zum Sturz unspektakulär verlaufen. Das Feld rollte kontrolliert, Ausreißversuche blieben aus. Erst Tim Wellens wagte 37 Kilometer vor dem Ziel einen Angriff – nicht für den Etappensieg, sondern um sich das Bergtrikot zu sichern, das er nun trägt.
Am Dienstag folgt mit der Fahrt von Amiens nach Rouen (174,2 km) eine Etappe im Stil der Frühjahrsklassiker. Am Mittwoch steht in Caen das erste große Einzelzeitfahren an – die Favoriten um Pogacar, Roglic und Evenepoel werden sich keine Schwäche erlauben können.
OZD-Kommentar:
Was für ein bitterer Tour-Tag für Alpecin-Deceuninck: Erst gewinnt Tim Merlier bravourös den Sprint, dann verliert das Team mit Philipsen den Top-Sprinter der Rundfahrt. Es ist die grausame Kehrseite des Profiradsports – Jubel und Zusammenbruch liegen oft nur Sekunden auseinander. Für das Gesamtklassement war es eine ruhige Etappe, doch der Schock sitzt tief. Philipsens Aus verändert das Sprintfeld drastisch, die Karten werden neu gemischt. Die wahre Prüfung folgt jedoch bald: Im Zeitfahren wird sich zeigen, wer diese Tour wirklich gewinnen kann.
OZD-Analyse
Etappensieg von Tim Merlier:
– Klug positioniert im Finale
– Starkes Leadout durch sein Team
– Sprintet souverän zum ersten Tour-Etappensieg 2025
Drama um Philipsen:
a) Der Sturz
– Passierte beim Zwischensprint 60 km vor dem Ziel
– Coquard touchiert Philipsen – dieser stürzt schwer
– Aufgabe und Abtransport ins Krankenhaus
b) Konsequenzen
– Ausfall des Grünen Trikots verändert Sprintwertung
– Alpecin-Team verliert wichtigsten Sprintfahrer
Bergtrikot und Nebenschauplätze:
– Tim Wellens attackiert kurzzeitig – holt sich die einzige Bergwertung
– Pogacar verliert damit das gepunktete Trikot an seinen Teamkollegen
Ausblick auf die nächsten Etappen:
– Dienstag: hügelige Klassikeretappe von Amiens nach Rouen
– Mittwoch: Zeitfahren in Caen – erster Fingerzeig für Pogacar, Roglic und Co.
Wer ist Tim Merlier?
Tim Merlier ist ein belgischer Sprinter, der für das Team Soudal-Quick Step fährt. Der 32-Jährige gilt als einer der besten Endschnellsten im Peloton. Seine Spezialität sind flache Etappen mit Massensprints. Merlier war 2021 belgischer Meister und hat bei mehreren Grand Tours bereits Etappensiege gefeiert. Mit dem heutigen Triumph beweist er erneut, dass er zu den Top-Sprintern der Welt gehört.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
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