Die jüngste Hitzewelle in Westeuropa hat laut einer aktuellen Studie des Imperial College London dramatischere Folgen als bislang angenommen – und das vor allem durch den menschengemachten Klimawandel. Die Temperaturen seien um bis zu vier Grad höher ausgefallen, als es in einer Welt ohne massiven Treibhausgasausstoß der Fall gewesen wäre, heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung. Diese zusätzlichen Grad Celsius seien für viele Menschen zur tödlichen Belastung geworden.
Die Forscher analysierten insbesondere die Auswirkungen in zwölf europäischen Großstädten, darunter Paris, London und Madrid – insgesamt betroffen: rund 30 Millionen Einwohner. Der Hitzeschub habe das Sterberisiko deutlich erhöht. Insgesamt wird von etwa 2300 hitzebedingten Todesfällen in diesen Städten ausgegangen. Ohne die Erderwärmung wären es schätzungsweise 1500 weniger gewesen.
„Für Tausende kann ein Temperaturanstieg um nur zwei oder vier Grad eine Frage von Leben und Tod sein“, warnte Studienautor Garyfallos Konstantinoudis. Besonders dramatisch: Viele der Betroffenen sterben laut ihm im Verborgenen – zu Hause oder in Krankenhäusern – ohne öffentliche Aufmerksamkeit. Daher gelten Hitzewellen unter Experten auch als „stille Killer“.
Zur Einschätzung des Klimawandeleinflusses simulierten die Wissenschaftler die aktuelle Hitzewelle in einer hypothetischen Welt ohne den durch fossile Brennstoffe verursachten Ausstoß von CO₂ und anderen Treibhausgasen. Die Studie entstand in Kooperation mit mehreren europäischen Forschungsinstituten. Bis zu einer offiziellen Sterblichkeitsbilanz könnten jedoch noch Wochen vergehen.
Parallel zu der Studie bestätigte das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus, dass der Juni 2025 der heißeste Juni in Westeuropa seit Beginn der Aufzeichnungen war – weltweit der drittheißeste. In den Jahren zuvor hatten extreme Hitzewellen bereits Zehntausende vorzeitiger Todesfälle in Europa verursacht.
Im Pariser Klimaabkommen von 2015 hatte sich die Staatengemeinschaft verpflichtet, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen. Doch die aktuelle Entwicklung deutet darauf hin, dass diese Marke kaum noch erreichbar ist – zu hoch bleibt der weltweite Ausstoß fossiler Emissionen.
OZD
OZD-Kommentar
Diese Studie ist ein Weckruf – und doch nur ein weiterer, der wohl wieder ungehört verhallt. Es sterben tausende Menschen, und die Schuld liegt klar beim menschlichen Handeln. Vier Grad mehr – das ist nicht bloß Statistik, das sind Tausende reale Schicksale. Während Ölkonzerne Rekordgewinne verbuchen und Politiker Klimaziele zur Floskel degradieren, bezahlen Schwache, Alte und Kranke den Preis.
Es ist ein stiller, aber systematischer Massenmord durch politische Untätigkeit. Die Wissenschaft schlägt Alarm, doch wer hört wirklich hin? Die nächste Hitzewelle kommt – und sie wird tödlicher sein als die letzte. Und wann schalten wir die Drecksschleudern ab.
„Wie viele müssen noch sterben, bis Europa handelt?“ Asov
„Jede neue Hitzewelle ist ein Alarmsignal, das wir ignorieren.“ khb
„Vier Grad mehr – das sind nicht nur Zahlen, das sind verlorene Leben.“ Ulli Grabe
"Aber fast 300 Kohlekraftwerke in Europa können ohne CO2-Abscheide weiter die Luft anheizen, obwohl das technisch kein Problem ist." G. R.
OZD-Analyse
1. Kernaussagen der Studie
– Hitzewelle in Westeuropa war laut Studie bis zu vier Grad heißer durch Klimawandel
– In zwölf untersuchten Städten etwa 2300 Hitzetote, davon ca. 1500 vermeidbar
– Gesundheitliches Risiko für Millionen Menschen drastisch gestiegen
2. Methodik der Untersuchung
a) Simulation einer Welt ohne Treibhausgasausstoß
– Vergleich der aktuellen Hitzeintensität mit einem Klimamodell ohne fossile Emissionen
– Fokus auf Metropolen mit hoher Bevölkerungsdichte und starker Hitze-Exposition
b) Städte im Fokus:
– Paris, London, Madrid, u. a.
– Betroffen: etwa 30 Millionen Menschen
3. Wissenschaftliche Bewertung
– Hitzewellen sind laut Studienautor „stille Killer“
– Viele Tote sterben unsichtbar, ohne mediale Aufmerksamkeit
– Langfristige Hitzefolgen noch gar nicht absehbar
4. Politischer Kontext
– Copernicus: heißester Juni in Westeuropa seit Messbeginn
– Pariser Klimaziel (1,5 °C) kaum noch erreichbar
– Fossile Energieträger dominieren weiterhin globale Energieversorgung
– Extreme Wetterlagen nehmen weltweit zu
Was ist das Pariser Klimaabkommen?
Das Pariser Klimaabkommen wurde 2015 auf der Weltklimakonferenz beschlossen. Ziel ist es, die Erderwärmung auf unter 2 Grad, möglichst auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Jeder Bruchteil eines Grades zählt, da extreme Wetterereignisse exponentiell zunehmen. Die Umsetzung ist jedoch lückenhaft – die Emissionen steigen weiter.
Was sind „stille Killer“ im Klimawandel?
Stille Killer sind klimabedingte Risiken wie Hitzewellen, die viele Todesopfer fordern, aber selten mediale Aufmerksamkeit erhalten. Die meisten Hitzetoten sterben in Pflegeeinrichtungen oder Wohnungen. Ihre Zahl ist schwer zu erfassen, die Folgen jedoch gravierend – gesundheitlich, sozial und wirtschaftlich.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
Klick auf das Bild und lasse Dich überraschen!