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Nina Warken will Cannabis-Rezepte nur noch nach Arztkontakt vor Ort zulassen

Gesundheitsministerin Nina Warken plant harte Einschränkungen für die Verschreibung von medizinischem Cannabis – Online-Rezepte und Versand sollen verboten, die Abgabe nur noch nach persönlichem Arztkontakt erlaubt werden.

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) geht gegen den boomenden Handel mit medizinischem Cannabis im Internet vor und will die bisherige Praxis der einfachen Online-Verschreibung deutlich einschränken. Das geht aus einem Gesetzentwurf zur Änderung des Medizinal-Cannabisgesetzes hervor, der der Nachrichtenagentur AFP am Montag vorlag. Künftig soll Cannabis nur noch nach einem persönlichen Kontakt zwischen Arzt und Patient – in der Praxis oder bei einem Hausbesuch – verschrieben werden dürfen. Videosprechstunden sollen für die Erst- und Folgeverschreibung ausgeschlossen werden.

Auch für Folgerezepte sieht der Entwurf eine klare Grenze: Innerhalb der letzten vier Quartale muss es mindestens einmal zu einem persönlichen Arztkontakt gekommen sein. Damit will das Bundesgesundheitsministerium insbesondere Plattformen unterbinden, die Cannabis auf Basis reiner Online-Konsultationen vertreiben. Die Nachfrage über solche Angebote war seit der Teillegalisierung im April 2024 regelrecht explodiert.

Zudem soll der Versand von medizinischem Cannabis vollständig untersagt werden. Stattdessen soll die Abgabe künftig ausschließlich in Präsenz über Apotheken erfolgen. Begründet wird dies mit den besonderen Aufklärungs- und Beratungspflichten im Zusammenhang mit Cannabis. Diese könnten, so heißt es im Entwurf, nur vor Ort sachgerecht erfüllt werden.

Warken hatte bereits bei Amtsantritt im Mai betont, die Online-Verschreibung von Cannabis eindämmen zu wollen. Seit Inkrafttreten des neuen Cannabisgesetzes sei der Import von Cannabisblüten laut Daten des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte um 170 Prozent gestiegen – deutlich über dem erwarteten Maß. Gleichzeitig nahmen Verordnungen zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung nur um neun Prozent zu, was auf einen starken Anstieg privat bezahlter Rezepte hinweist.

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) begrüßte die Pläne ausdrücklich. „Arzneimittel sind keine handelsüblichen Konsumgüter“, erklärte ABDA-Präsident Thomas Preis. Die hohe Beratungsbedürftigkeit von Cannabis verlange eine qualifizierte Abgabe vor Ort. Besonders mit Blick auf die Risiken für junge Menschen sei es „verantwortungslos, diese Produkte über rein kommerzielle Plattformen zu vertreiben“.
OZD


OZD-Kommentar:
Die Abgabe von medizinischem Cannabis wird zum Brennpunkt gesundheitspolitischer Glaubwürdigkeit. Nina Warken zieht jetzt die Notbremse – spät, aber nicht zu spät. Was lange Zeit stillschweigend geduldet wurde, nämlich der Wildwuchs von Online-Rezeptplattformen, bekommt endlich die rote Karte.
Doch die geplante Reform wird nicht nur Freunde haben. Die Cannabis-Lobby, die mit dem „Arzt per Zoom“-Modell lukrative Märkte erschlossen hat, wird massiven Widerstand leisten. Und viele Patienten, die Cannabis tatsächlich zur Linderung chronischer Beschwerden nutzen, fürchten nun erschwerten Zugang.
Die Politik steht vor einem Drahtseilakt: Missbrauch verhindern – ohne jene zu bestrafen, die auf medizinisches Cannabis angewiesen sind. Warken setzt auf Kontrolle statt Kommerz – ein Kurs, der Mut zur Konfrontation erfordert. Und der zeigt: Es geht nicht um Verbote, sondern um Verantwortung.



„Endlich macht mal jemand ernst gegen den Cannabis-Missbrauch auf Online-Plattformen!“ Platt 
„Ich brauche Cannabis gegen Schmerzen – wie soll ich jetzt zum Arzt, wenn ich mobil eingeschränkt bin?“ Sieger, P.
„Wenn es um Medikamente geht, darf der Profit nicht über der Beratung stehen – gute Entscheidung von Frau Warken!“ Frau Lauten 


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OZD-Analyse

1. Die zentralen Änderungen des Gesetzentwurfs
– Persönlicher Arztkontakt zwingend für Erst- und Folgeverordnungen.
– Videosprechstunden ausgeschlossen.
– Kein Versandhandel mehr – nur noch Abgabe in Vor-Ort-Apotheken.
– Strenge Dokumentationspflichten für direkte Patientenkontakte.

2. Gründe für die Reform
a) Anstieg der Cannabisimporte –
– +170 % Importzunahme binnen sechs Monaten.
– Verdacht auf nicht-medizinische Nutzung durch Selbstzahler.
b) Umgehung des gesetzlichen Rahmens –
– Online-Plattformen ermöglichen rezeptpflichtigen Zugang ohne fundierte Prüfung.
– Missbrauchspotenzial durch fehlende Beratung und Kontrolle.

3. Politische und gesellschaftliche Reaktionen
– Unterstützung durch Apothekerverbände.
– Kritik durch Patienteninitiativen wegen möglicher Zugangshürden.
– Gesundheitsministerium betont Schutz junger Menschen und klare Regeln für den medizinischen Gebrauch.


Was ist medizinisches Cannabis?
Medizinisches Cannabis umfasst Arzneimittel auf Basis von Cannabisblüten oder -extrakten, die etwa bei chronischen Schmerzen, Multipler Sklerose oder schwerer Appetitlosigkeit zum Einsatz kommen. Die Verschreibung erfolgt auf ärztliche Verordnung, ist aber in Deutschland strengen Auflagen unterworfen. Seit April 2024 ist Cannabis zudem teilweise legalisiert – was zu einem starken Nachfrageanstieg führte.

Wer ist Nina Warken?
Nina Warken (CDU) ist seit Mai 2025 Bundesgesundheitsministerin im Kabinett Merz. Die Juristin und langjährige Bundestagsabgeordnete hat sich eine strengere Regulierung von Gesundheitsdiensten im Internet sowie eine klarere Abgrenzung zwischen medizinischem Bedarf und kommerziellem Angebot zum Ziel gesetzt. Warken setzt auf strikte Aufklärung, persönliche Beratung und Prävention – insbesondere beim Thema Cannabis.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.


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