Mit der angekündigten Absetzung von Stephen Colberts „Late Show“ im Mai 2026 verliert das US-Fernsehen nicht nur eine seiner beliebtesten Late-Night-Sendungen, sondern womöglich auch ein Stück Meinungsfreiheit. Die Entscheidung kommt zu einem Zeitpunkt, der misstrauischer kaum stimmen könnte: Nur drei Tage nach Colberts offener Kritik an einem Millionen-Deal zwischen Paramount – dem Mutterkonzern von CBS – und Donald Trump.
Colbert, bekannt für seine messerscharfe Satire und kritischen Kommentare zum Ex-Präsidenten, hatte die Einigung als „fette Bestechung“ bezeichnet. Dass seine Sendung unmittelbar danach eingestellt wird, begründet CBS lapidar mit „rein finanziellen Gründen“. Doch viele glauben nicht an solch einen Zufall. Die Einschaltquoten sprechen jedenfalls eine andere Sprache: Mit durchschnittlich 2,4 Millionen Zuschauern war die „Late Show“ zuletzt Marktführer in ihrem Segment.
Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren forderte Transparenz: „Amerika verdient es zu wissen, ob seine Show aus politischen Gründen abgesetzt wurde.“ Auch Senator Adam Schiff und Talkshow-Kollege Jimmy Kimmel äußerten öffentlich Zweifel an der offiziellen Lesart. Was wie ein Sparkurs verkauft wird, riecht nach Zensur – oder zumindest nach politischer Gefälligkeit in Richtung Trump, dessen Einfluss auf die konservativen Teile der Medienlandschaft ungebrochen ist.
Dass Paramount derzeit auf die Genehmigung einer Fusion mit Skydance durch die US-Regierung angewiesen ist, verleiht dem Fall zusätzlichen Zündstoff. Kritiker fürchten: Um sich bei Trump nicht unbeliebt zu machen, wird ein unbequemer Satiriker geopfert. Ein fatales Signal in einer Zeit, in der Medienunabhängigkeit mehr denn je gebraucht wird.
Colbert selbst kommentierte trocken, es werde keinen Nachfolger geben: „Das alles verschwindet einfach.“ Damit verschwindet nicht nur eine Kultsendung, sondern ein Bollwerk der kritischen Unterhaltung. Der Fall wirft einen düsteren Schatten auf das Verhältnis zwischen Pressefreiheit, Konzerninteressen und politischer Macht in den USA
OZD
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