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EU und USA im Zollstreit: Sefcovic spricht mit US-Minister – Brüssel bereitet Gegenzölle vor (Kommentar)

Im Zollkonflikt mit den USA setzt die EU auf Gespräche – doch hinter den Kulissen wächst der Druck. Brüssel arbeitet an massiven Gegenzöllen.

Handelsstreit mit den USA: Kompromiss oder Eskalation?

BRÜSSEL/WASHINGTON – Der Konflikt zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten um neue US-Strafzölle geht in eine entscheidende Phase. EU-Handelskommissar Maros Sefcovic wird am Mittwoch mit US-Handelsminister Howard Lutnick sprechen – in einem Versuch, einen drohenden Handelskrieg in letzter Minute abzuwenden. Im Anschluss will die EU-Kommission die Mitgliedsstaaten über den Verhandlungsstand informieren.

Ziel bleibt es, vor Ablauf der von Ex-Präsident Donald Trump gesetzten Frist am 1. August eine Lösung zu finden. Doch die Zeichen stehen auf Sturm. Bereits Anfang Juli hatte Trump angedeutet, er könne die geplanten Zölle von 30 Prozent auf europäische Waren „notfalls“ doch noch umsetzen. Laut Brüssel würden diese Maßnahmen EU-Produkte im Wert von rund 370 Milliarden Euro betreffen – ein massiver Schlag für den europäischen Außenhandel.

Verhandlungen unter Zeitdruck – Trump erhöht den Ton

Während in Brüssel weiter auf eine diplomatische Lösung gesetzt wird, droht Washington mit der Umsetzung harter Strafmaßnahmen. Trump hatte zuletzt betont, die EU werde „am Mittwoch vorstellig“, ohne Details zu nennen. Für die Kommission steht fest: Der Zeitrahmen ist eng, und die politische Rhetorik aus Washington wird schärfer.

Auf Arbeitsebene laufen bereits intensive Gespräche, um die Zölle doch noch zu verhindern. Dennoch bereitet sich die EU parallel auf eine mögliche Eskalation vor – und das in bislang nicht gekannter Dimension.

Gegenzölle in Milliardenhöhe vorbereitet

Die EU hat zwei Listen mit US-Produkten vorbereitet, auf die im Falle eines Scheiterns der Gespräche Gegenzölle erhoben werden könnten. Die erste, bereits veröffentlichte Liste betrifft US-Exporte im Wert von 21 Milliarden Euro – darunter symbolträchtige Produkte wie Jeans, Motorräder und Whiskey. Eine zweite, erweiterte Liste umfasst zusätzliche US-Waren im Gesamtwert von 72 Milliarden Euro.

Beide Listen sollen nun zusammengeführt werden und frühestens ab dem 7. August greifen. Voraussetzung: eine mehrheitliche Zustimmung der EU-Mitgliedsstaaten. Im Vergleich zur US-Drohkulisse fällt die EU-Reaktion bislang moderater aus – doch die Kommission lässt keinen Zweifel daran, dass sie bereit ist, den Druck zu erhöhen.

Brüssel denkt über digitale Gegenmaßnahmen nach

Laut Kommissionskreisen werden zusätzlich „strategische Maßnahmen“ vorbereitet. Besonders im Fokus stehen US-Dienstleister und Digitalkonzerne wie Amazon, Google oder Meta. Ein Vorgehen gegen diese wirtschaftlichen Schlüsselakteure würde die Trump-Regierung empfindlich treffen – und könnte als Druckmittel dienen, um eine Einigung zu erzwingen.

Trump hatte im April mit neuen Zöllen gegen zahlreiche Handelspartner weltweit gedroht, darunter auch die EU. Während Pharmaprodukte bisher verschont bleiben, sind Autos (25 %) sowie Stahl- und Aluminiumimporte (50 %) bereits betroffen.

Fazit: Auf Messers Schneide

Die kommenden Tage könnten über die Zukunft des transatlantischen Handels entscheiden. Brüssel gibt sich gesprächsbereit, zeigt aber zugleich Härte. Sollte keine Einigung erzielt werden, steht Europa bereit – mit wirtschaftlichem Gegenschlag.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr
Bild: AFP