Gefangenenaustausch beschlossen – politischer Durchbruch bleibt aus
Ein kleiner Fortschritt, aber keine Wende: Bei der dritten direkten Verhandlungsrunde zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul konnten sich beide Seiten auf einen Gefangenenaustausch von jeweils 1200 Kriegsgefangenen verständigen. Das teilte der russische Verhandlungsführer Wladimir Medinski mit. Die Übergabe solle „in der nahen Zukunft“ erfolgen. Es ist damit der zweite Austausch, der als konkretes Ergebnis aus den bisherigen Istanbul-Gesprächen hervorgeht.
Ein echter diplomatischer Durchbruch blieb jedoch erneut aus. Die Positionen zur Beendigung des russischen Angriffskrieges seien nach wie vor „sehr weit“ voneinander entfernt, so Medinski. Auch der ukrainische Verhandlungsführer Rustem Umerow bestätigte, dass grundlegende Differenzen weiterhin bestehen.
Putin-Selenskyj-Gipfel noch im August?
Ein möglicher Hoffnungsschimmer: Die Ukraine hat ein direktes Treffen zwischen Präsident Selenskyj und Kremlchef Putin vorgeschlagen – und zwar noch vor Ende August. An dem Treffen sollen laut Kiew auch US-Präsident Donald Trump und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan teilnehmen. Putin hatte sich im Juni grundsätzlich offen für ein solches Spitzentreffen gezeigt, allerdings erst in einer abschließenden Verhandlungsphase.
Moskau bleibt hart – Ukraine lehnt Bedingungen ab
Russlands Forderungen bleiben maximalistisch: Neben dem Verzicht auf Nato-Beitritt und westliche Militärhilfe verlangt der Kreml den Abtritt aller vier von Russland annektierten ukrainischen Regionen sowie der Krim-Halbinsel. Die Ukraine lehnt diese Bedingungen als unannehmbar ab und fordert eine sofortige, bedingungslose Waffenruhe.
Kurzzeitige Feuerpausen als Geste
Immerhin: Russland habe laut Medinski vorgeschlagen, „kurze Waffenruhen“ von 24 bis 48 Stunden einzulegen. Diese sollen genutzt werden, um Verwundete zu versorgen und Gefallene zu bergen. Auch die Übergabe von rund 3000 getöteten Soldaten wurde von Moskau angeboten – ein humanitärer Schritt, der vor allem auf die Türkei als Vermittler zurückgeht.
Türkei als Vermittlerin – Trump erhöht Druck
Der türkische Außenminister Hakan Fidan betonte erneut, dass die Türkei das Ziel verfolge, „diesen blutigen Krieg so schnell wie möglich zu beenden“. Sollte eine Waffenruhe zustande kommen, stehe die Türkei für einen Überwachungsmechanismus bereit.
Unterdessen wächst auch der internationale Druck: Donald Trump hat Moskau eine Frist von 50 Tagen gesetzt, um den Krieg zu beenden, andernfalls drohen neue Wirtschaftssanktionen. Bisher hat der Kreml jedoch keinerlei Kompromissbereitschaft signalisiert.
Fazit: Der erneute Gefangenenaustausch zeigt, dass zumindest minimale Verhandlungsbereitschaft besteht. Doch eine politische Lösung bleibt außer Reichweite – zu weit auseinander liegen die Vorstellungen beider Seiten. Die Welt schaut nun gespannt auf ein mögliches Spitzentreffen im August.
OZD
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Bild: AFP