Was ist geschehen?
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Montagabend in seiner Videobotschaft angekündigt, dass am Mittwoch neue direkte Gespräche zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul stattfinden sollen. Der ukrainische Sicherheitsratschef Rustem Umerow habe ihn über die Vorbereitungen informiert.
Türkische Stellen bestätigten das Treffen offiziell. Aus Moskau kam bislang keine Bestätigung, jedoch eine grundsätzliche Gesprächsbereitschaft – begleitet von klaren Vorbehalten.
Bereits im Mai und Juni hatten in Istanbul bilaterale Gespräche stattgefunden. Diese brachten jedoch keine greifbaren Ergebnisse in Richtung einer Waffenruhe, sondern lediglich einen Gefangenenaustausch.
Wie hat sich die Lage entwickelt?
Mai/Juni 2025: Zwei Verhandlungsrunden in Istanbul – ohne Waffenruhe
Wochenende: Selenskyj schlägt neue Gespräche mit Russland vor
Montag: Russland zeigt sich grundsätzlich offen, bestätigt Treffen aber nicht
Mittwoch: Geplantes Treffen in Istanbul – beide Seiten wollen erneut verhandeln
Parallel dazu besuchte der französische Außenminister Jean-Noël Barrot überraschend die Ukraine und verurteilte die russischen Maximalforderungen deutlich. Auch sein ukrainischer Kollege Andrij Sybiha betonte die Notwendigkeit „substanzhaltiger Gespräche“.
Was bedeutet das?
Der diplomatische Vorstoß aus Kiew zeigt: Die Ukraine bleibt trotz militärischem Druck gesprächsbereit – selbst unter dem Eindruck neuer russischer Angriffe auf zivile Ziele. Doch auch diesmal drohen die Gespräche an den unüberbrückbaren Maximalforderungen des Kremls zu scheitern.
Russland verlangt nach wie vor die Abtretung ukrainischen Staatsgebiets, den Verzicht auf westliche Hilfe und die Absage an eine Nato-Perspektive – de facto eine Kapitulation. Die Ukraine hingegen fordert eine bedingungslose Waffenruhe und sieht die territoriale Integrität als nicht verhandelbar an.
Diese Ausgangslage lässt kaum Spielraum. Der Hinweis des Kremls, die Positionen seien „diametral“, ist eine bewusste Vorbereitung auf das Scheitern. Dennoch: Diplomatie ist nicht wertlos, nur weil sie nicht sofort Ergebnisse bringt. Auch ein ergebnisloses Treffen kann Druck, Austausch und neue Dynamik erzeugen – sofern nicht nur Symbolpolitik betrieben wird.
Frankreichs Außenminister bringt es auf den Punkt: „Diplomatie bedeutet nicht Unterwerfung.“ Wer echte Gespräche will, muss Kompromissspielräume einräumen. Russland zeigt bislang keine Bereitschaft dazu. Wenn Moskau weiter auf Maximalforderungen beharrt, sind selbst gute Gesprächsformate zum Scheitern verurteilt.
Fazit:
Der neue Anlauf zu Gesprächen in Istanbul ist ein diplomatisches Signal der Hoffnung – doch der politische Wille zur Annäherung fehlt auf russischer Seite weiterhin. Ohne Bewegung in den Positionen bleibt das Treffen Symbol statt Substanz.
OZD:
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Bild: AFP