Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen
QR-Code zu www.online-zeitung-deutschland.de

„Nie wieder still“ – CSD in Berlin als politisches Zeichen gegen Hass und Rückschritt (Kommentar)

Unter dem Motto „Nie wieder still“ versammelten sich zehntausende Menschen beim diesjährigen Christopher Street Day (CSD) in Berlin, um für die Rechte von Lesben, Schwulen, Trans-, Inter- und Bisexuellen zu demonstrieren.

Der Umzug mit über 100 Gruppen und 80 Wagen führte vom Potsdamer Platz über Schöneberg bis zum Brandenburger Tor. Die Polizei meldete bis zum Nachmittag keine größeren Zwischenfälle, war aber mit 1300 Kräften im Einsatz.
Am Rande des CSD kam es zu einer kleinen rechtsextremen Gegenkundgebung mit rund zwei Dutzend Teilnehmern. Mehrere Personen wurden wegen Waffenbesitzes, Beleidigung, sowie des Verwendens verfassungswidriger Symbole festgenommen.

Politische Unterstützung erhielt der CSD von Bundestagsvizepräsidentin Josephine Ortleb (SPD) und Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (CDU), die beide betonten, wie wichtig klare Zeichen für Menschenrechte und gegen Hass seien. Für Unmut sorgte hingegen die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU), in diesem Jahr keine Regenbogenfahne am Bundestag zu hissen. Aktivist*innen reagierten darauf mit einer 400 Quadratmeter großen Regenbogenflagge auf dem Rasen vor dem Parlament.

Der CSD 2025 stand nicht nur im Zeichen der Vielfalt, sondern zunehmend im Zeichen des politischen Protests. Die queere Community demonstrierte nicht für neue Rechte – sondern für den Erhalt bestehender. Angesichts der stark gestiegenen Zahl queerfeindlicher Straftaten war der Tag für viele nicht nur Anlass zur Feier, sondern ein dringend nötiger Appell. Die Kritik an fehlender Symbolpolitik – etwa durch das Ausbleiben der Regenbogenfahne am Bundestag – verdeutlicht, dass gesellschaftlicher Rückhalt nicht als selbstverständlich empfunden wird.


„Nie wieder still“ ist mehr als ein Motto – es ist eine Antwort auf eine gesellschaftliche Entwicklung, die viele als bedrohlich empfinden. Die queere Bewegung steht nicht nur für Vielfalt, sondern zunehmend für Widerstand gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Gleichgültigkeit. Dass Teile der Politik keine sichtbare Solidarität zeigen, während Hass und Gewalt gegen LGBTQIA+-Menschen zunehmen, ist nicht nur symbolisch problematisch, sondern politisch gefährlich. Der CSD in Berlin zeigt: Wer Vielfalt verteidigen will, muss Haltung zeigen – nicht nur mit Worten, sondern auch mit Zeichen.

OZD


Alle Angaben laut Veranstalter, Polizei und AFP, ohne Gewähr.

Bild: AFP