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Deutsch-Amerikanische Zentren vor dem Aus

VDAZ und Atlantische Akademie warnen: „Wer hier streicht, spart an der Demokratie“

Die geplanten drastischen Haushaltskürzungen im Auswärtigen Amt treffen ins Mark der transatlantischen Bildungsarbeit: Laut aktuellem Entwurf sollen die Fördermittel für die Deutsch-Amerikanischen Zentren bundesweit fast halbiert werden – von bisher 90.000€ auf nur noch 50.000€ für jedes der elf Institute. Die direkte Folge: weniger Programme, gefährdete Standorte und ein verheerendes Signal in einer Zeit, in der Demokratien weltweit stark unter Druck stehen.

„In dieser Zeit bräuchte es mehr Mittel für politische Bildung und transatlantischen Austausch – stattdessen wird gerade bei Programmen jenseits der Hauptstadt gekürzt,“ warnt Viktoria Harbecke, Vorsitzende des Verbunds Deutsch-Amerikanischer Zentren (VDAZ). Im VDAZ sind seit dem Jahr 2023 alle Deutsch-Amerikanischen Zentren in der Bundesrepublik erstmals zu einem gemeinsamen Verbund zusammengeschlossen.

Unverzichtbare Arbeit, bedrohte Zukunft

Ob politische Diskussionsveranstaltungen, Schulprojekte, Kultur- und Austauschprogramme oder Sprachkurse, die unabhängigen Institute erreichen mit über 3.000 Veranstaltungen weit über 220.000 Menschen pro Jahr. Sie schaffen Begegnung, fördern Meinungsvielfalt und vermitteln demokratische Werte, auch in ländlichen Räumen, wo andere längst abgezogen sind.

„Gerade jetzt, da die transatlantischen Beziehungen vor enormen Herausforderungen stehen, ist unsere Arbeit von überragender Bedeutung“, so Harbecke weiter. „Wir brauchen mehr Dialog, nicht weniger.“

Wer Demokratieförderung kürzt, öffnet gefährlichen Spielraum

Die Förderung durch das Auswärtige Amt deckt bis zu 85% der Programmkosten einzelner Häuser. “Für die Atlantische Akademie Rheinland-Pfalz würde die Kürzung eine empfindliche Reduzierung unserer Kultur- und Bildungsarbeit, die wir in ganz Rheinland-Pfalz anbieten, zur Folge haben. De facto würde sie aufgrund fehlender notwendiger Personalmittel fast gänzlich eingestellt werden müssen”, so der Direktor Dr. David Sirakov. 

Für einige Zentren wäre sie sogar existenzbedrohend. Das betrifft vor allem Häuser in strukturschwachen Regionen. Das Deutsch-Amerikanische Institut Sachsen, das erste und einzige seiner Art in den neuen Bundesländern, stünde beispielsweise vor großen Herausforderungen, seine Arbeit weiterzuführen. 

„Unsere Aufgabe ist es, Brücken zu bauen und nachhaltig die Völkerverständigung zu fördern," betont Harbecke. „Wir stehen für langfristige Bildungsarbeit, für Haltung, für Gesprächsräume. Wenn diese Orte wegbrechen, wird es laut, aber nicht mehr konstruktiv.“

Zivilgesellschaft ist kein Sparposten

Die Deutsch-Amerikanischen Zentren sind unabhängige, zivilgesellschaftliche Foren mit tiefer demokratischer und regionaler Verankerung. Ihre Arbeit lebt von Vertrauen, Vielfalt und lokaler Einbettung. Wer sie schwächt, schwächt ein bewährtes Angebot politischer und kultureller Bildung und ein Netz elementarer subnationaler Brückenbauer. Ein offener Brief mit knapp 160 renommierten Erstunterzeichnenden aus Wissenschaft, Politik, Medien und Kultur unterstreicht: Die transatlantischen Zentren leisten jeden Tag im ganzen Land unverzichtbare Arbeit. Sie sind regional verankert, bundesweit relevant.

VDAZ fordert: Kürzungen stoppen, Förderung sichern

Der VDAZ fordert Bundestag und Bundesregierung auf, die geplanten Kürzungen zurückzunehmen, die Förderung kurzfristig auf dem bisherigen Niveau von 90.000€ pro Institut zu stabilisieren und langfristig eine Erhöhung entsprechend der Aufgaben ins Auge zu fassen.

„Unsere Häuser sind keine nostalgischen Rückzugsräume, sondern Zukunftswerkstätten für demokratisches Zusammenleben“, sagt Harbecke. „Wer ihre Finanzierung beschneidet, riskiert mehr als ein paar ausgefallene Veranstaltungen; er gefährdet das Fundament gelebter Demokratie.“ 

Atlantische Akademie Rheinland-Pfalz e.V.

Foto: Atlantische Akademie Rheinland-Pfalz e.V. / Canva

Alle Angaben ohne Gewähr.