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Doppelte Feuerkraft für Kiew - Kommentar "Niederlage der Ukraine?"

Zwei weitere Patriot-Systeme aus Bundeswehrbeständen gehen an die Ukraine – und Deutschland geht erneut in Vorleistung. Verteidigungsminister Pistorius fordert gleichzeitig mehr Einsatz von den Partnerstaaten.

Die Bundeswehr wird der Ukraine in den kommenden Tagen zwei weitere Patriot-Luftabwehrsysteme zur Verfügung stellen. Das teilte das Bundesverteidigungsministerium am Freitag mit. Die Übergabe der Startgeräte soll kurzfristig erfolgen, weitere Systemkomponenten werden in den kommenden zwei bis drei Monaten folgen. Die Systeme mussten laut Ministerium zunächst technisch instand gesetzt werden, bevor sie nun für den Kriegseinsatz in der Ukraine bereitgemacht wurden.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte sich bereits zuvor für eine Lieferung der modernen Flugabwehr starkgemacht, forderte jedoch eine klare Ersatz-Zusage von den USA. Diese sei nun erfolgt: „Diese Zusage von US-Seite ist da“, sagte Pistorius. Deutschland gehe damit bewusst in Vorleistung – in einer Lage, in der die Ukraine dringend Schutz vor russischen Luftangriffen benötigt.

Mit dem Schritt wächst die deutsche Patriot-Hilfe auf insgesamt fünf Systeme. Die Patriot-Batterien gelten als Schlüsselelement im ukrainischen Verteidigungskonzept, vor allem zum Schutz vor russischen Raketen, Marschflugkörpern und Kampfdrohnen. Die Systeme sind mobil einsetzbar, können auf Lkws montiert werden und gleichzeitig bis zu fünf Ziele bekämpfen. Die Reichweite beträgt laut Bundeswehr rund 68 Kilometer.

Die Bundesregierung appellierte zugleich eindringlich an ihre internationalen Partner: Weitere Länder sollten ebenfalls Patriot-Systeme bereitstellen, um die ukrainische Luftabwehr entscheidend zu stärken. Die Ukraine sei in einer Phase größter militärischer Verwundbarkeit, so Pistorius. Seine Forderung ist klar: „Jetzt muss gehandelt werden – nicht morgen, sondern heute.“


OZD-Kommentar "Niederlage der Ukraine?"
Wieder einmal ist es Deutschland, das handelt, liefert und Verantwortung übernimmt – während andere zögern. Dass die Bundesregierung trotz eigener Sicherheitsinteressen und begrenzter Ressourcen zwei weitere der raren Patriot-Systeme an die Ukraine liefert, ist bemerkenswert – und risikobehaftet. 

Boris Pistorius muss dabei nicht nur den Rückhalt in Washington sichern, sondern auch gegen eine in Teilen skeptische deutsche Öffentlichkeit anargumentieren. Doch was ist die Alternative? Kiew ohne Luftabwehr zurücklassen, während Russland mit Hyperschallwaffen experimentiert? Die Wahrheit ist: Wer jetzt nicht handelt, riskiert eine Niederlage der Ukraine – und damit eine Erosion der europäischen Sicherheitsordnung. Es braucht nicht weniger Waffen, sondern mehr Entschlossenheit.


Drei Lesermeinungen
„Ein starkes Zeichen. Deutschland beweist Rückgrat und Haltung. Weiter so!“ 
„Ich frage mich, wie viele Systeme wir überhaupt noch selbst haben. Die Balance zwischen Hilfe und Selbstschutz darf nicht kippen.“ – Anja 
„Die Ukraine braucht Luftabwehr – aber wo bleiben Frankreich, Italien oder Spanien?“ – Th.


OZD-Analyse

1. Die Bedeutung der Patriot-Systeme für die Ukraine
– Patriot-Systeme sind entscheidend für den Schutz urbaner Zentren, militärischer Infrastruktur und Frontgebiete.
– Sie bieten Schutz vor Drohnen, Marschflugkörpern und ballistischen Raketen – Waffentypen, die Russland vermehrt einsetzt.
– Der mobile Charakter der Systeme erlaubt flexible Einsätze auch bei sich verändernden Frontverläufen.

2. Deutschlands Rolle im internationalen Kontext
a) Politisch –
– Mit fünf gelieferten Systemen ist Deutschland größter Patriot-Lieferant an die Ukraine weltweit.
– Pistorius agiert aktiv und fordert Engagement von NATO-Partnern – bislang ohne große Resonanz.
b) Strategisch –
– Die Vorleistung birgt sicherheitspolitische Risiken, setzt aber zugleich moralische Standards.
– Deutschlands Wehrfähigkeit muss durch Ersatzlieferungen gesichert bleiben.
c) Symbolisch –
– Die Lieferung sendet ein klares Signal: Berlin zögert nicht mehr.

3. Forderung nach mehr Engagement der Verbündeten
– Bisherige Zusagen anderer westlicher Länder gelten als zu vage.
– Pistorius' Appell an NATO-Staaten verweist auf mangelnden Gleichklang in der Ukraine-Unterstützung.
– Ein koordiniertes Luftverteidigungsbündnis wäre nötig, doch bleibt bislang Illusion.


Was ist das Patriot-System?
Das Patriot-System (Phased Array Tracking Radar to Intercept On Target) ist ein mobiles Flugabwehrsystem, das ursprünglich in den USA entwickelt wurde. Es kann gleichzeitig bis zu fünf Ziele bekämpfen und dient zur Abwehr von Kampfflugzeugen, Raketen und Drohnen. Eine Batterie umfasst Startgeräte, Radaranlagen, Kontrollstationen und Begleitfahrzeuge. Die Bundeswehr nutzt das System seit den 1980er Jahren.

Wer ist Boris Pistorius?
Boris Pistorius ist seit Januar 2023 Bundesminister der Verteidigung. Der SPD-Politiker gilt als pragmatisch, sicherheitspolitisch entschlossen und als Verfechter einer robusten Bundeswehr. Seine klare Haltung zur Unterstützung der Ukraine sowie seine Forderungen nach höherer Wehrbereitschaft haben ihm parteiübergreifend Respekt eingebracht.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.


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