Der französische Filmstar Gérard Depardieu, der bereits wegen sexueller Übergriffe verurteilt wurde, muss sich nun auch wegen einer mutmaßlichen Vergewaltigung vor Gericht verantworten. Eine Untersuchungsrichterin habe den Prozess im Fall der Schauspielerin Charlotte Arnould angeordnet, berichteten Justizkreise am Dienstag. Arnould selbst schrieb auf Instagram: „Ich bin erleichtert.“
Im Zentrum der Anklage stehen Vorwürfe sexueller Nötigung und Vergewaltigung. Laut ihrer Anwältin Carine Durrieu-Diebolt soll Depardieu die damals 22-jährige Schauspielerin im August 2018 innerhalb weniger Tage zweimal in seiner Pariser Wohnung vergewaltigt haben. Arnould, die nach eigener Darstellung an Magersucht litt und nur 37 Kilogramm wog, befand sich in einer extrem verletzlichen Lage. Depardieu war zuvor ein Freund ihres Vaters gewesen.
Arnould hatte kurz nach den mutmaßlichen Taten Anzeige erstattet, doch die Ermittlungen wurden 2019 eingestellt. Ein Jahr später brachte sie den Fall erneut vor Gericht. Seitdem meldeten sich weitere Frauen, die Depardieu sexuelle Übergriffe vorwerfen.
Der Schauspieler weist die Anschuldigungen entschieden zurück. In einem offenen Brief in Le Figaro schrieb er, Arnould habe freiwillig mit ihm geschlafen und ihn lediglich angezeigt, weil er sich geweigert habe, mit ihr Chansons von Barbara auf der Bühne zu singen. Sein Anwalt Jérémie Assous verwies zudem auf angebliche Überwachungsbilder, die Arnould zeigten, wie sie Depardieu küsste und anschließend lächelnd allein in sein Schlafzimmer ging. Auch Nachrichten, in denen sie ihm am Folgetag ihre Liebe bekundet habe, sollen die Verteidigung stützen.
Bereits im Mai war Depardieu wegen sexueller Übergriffe auf zwei Frauen bei Dreharbeiten 2021 zu einer 18-monatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Dazu kamen eine psychologische Behandlung und seine Registrierung als Sexualstraftäter. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, ein Berufungsverfahren steht bevor.
Depardieu zählt seit Jahrzehnten zu den bekanntesten Schauspielern Frankreichs, mit einer Karriere von über 200 Film- und Fernsehproduktionen. Weltweite Berühmtheit erlangte er mit Rollen in Cyrano von Bergerac, Die letzte Metro sowie in mehreren Asterix-Filmen. Nun droht seiner Karriere ein endgültiger Bruch.
OZD
OZD-Kommentar
Der Fall Depardieu ist mehr als eine juristische Auseinandersetzung – er ist ein Symbol für Machtmissbrauch in der Kulturbranche. Jahrzehntelang galt der Schauspieler als unantastbar, nun holt ihn die Vergangenheit ein. Dass eine Richterin den Prozess ansetzt, ist ein klares Signal: Die Justiz nimmt die Aussagen der Opfer ernst. Depardieus Verteidigung versucht, Arnould zu diskreditieren – ein Muster, das man aus anderen Missbrauchsfällen kennt. Doch selbst wenn er am Ende freigesprochen würde, bleibt sein Ruf beschädigt. Frankreichs Filmwelt steht vor einer Zäsur, die zeigt: Stars sind keine Götter, sondern müssen sich wie alle anderen verantworten.
Lesermeinungen
"Es wird Zeit, dass dieser Mann endlich zur Rechenschaft gezogen wird. Jahrzehntelang hat er sich alles erlaubt." – Claudia R., Lyon
"Man sollte das Urteil abwarten. In der Vergangenheit wurden auch falsche Anschuldigungen erhoben." – Martin K., Hamburg
"Für die Opfer ist der Schritt vor Gericht enorm wichtig. Sie geben damit allen Frauen Mut, die ähnliches erlebt haben." – Sophie L., Paris
OZD-Analyse
Juristische Dimension
– Depardieu bereits wegen sexueller Übergriffe zu Bewährungsstrafe verurteilt
– Neue Anklage: Vorwurf der Vergewaltigung durch Charlotte Arnould
– Prozesstermin noch unklar, aber Signalwirkung immens
Gesellschaftliche Relevanz
– Der Fall verstärkt die #MeToo-Debatte in Frankreich
– Opfer fühlen sich ermutigt, auch gegen mächtige Persönlichkeiten vorzugehen
– Kritik an einer Justiz, die lange zu zögerlich handelte
Folgen für Depardieus Karriere
– Massive Image-Schäden, mögliche Isolation in der Filmwelt
– Auch bei Freispruch dürfte Vertrauen in ihn kaum zurückkehren
– Filmbranche muss sich Fragen nach systemischem Schutz für Täter gefallen lassen
OZD-Erklärung
Wer ist Gérard Depardieu?
Gérard Depardieu (*1948) ist einer der erfolgreichsten Schauspieler Frankreichs. Bekannt wurde er in den 1970er- und 1980er-Jahren durch Filme wie Die letzte Metro und Cyrano von Bergerac. Weltweit bekannt machten ihn die Asterix-Filme. Mit über 200 Produktionen zählt er zu den prägenden Figuren des französischen Kinos. In den letzten Jahren geriet er jedoch zunehmend wegen Vorwürfen sexueller Gewalt in die Schlagzeilen. Mehrere Frauen beschuldigten ihn, sie missbraucht zu haben. 2025 wurde er erstmals wegen sexueller Übergriffe verurteilt. Seine Karriere steht nun vor dem Abgrund.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.