Die Zahl der in Deutschland neu angekommenen Flüchtlinge ist im August stark zurückgegangen. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums stellten nur noch 7803 Menschen einen Asylantrag, im Vergleich zu 18.427 im August des Vorjahres entspricht dies einem Rückgang von 60 Prozent. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) wertete diese Entwicklung als Bestätigung seiner harten Linie. „Unsere Asylwende wirkt, unsere Maßnahmen sind erfolgreich“, sagte er der Bild. Nun gelte es, das gemeinsame europäische Asylsystem zu verschärfen, um den Migrationsdruck weiter zu senken.
Schon in den Vormonaten war ein deutlicher Abwärtstrend erkennbar. Im Juli zählte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) 8293 Erstanträge, ein Jahr zuvor waren es noch 18.503 gewesen. Insgesamt wurden in den ersten sieben Monaten dieses Jahres 86.916 Asylanträge gestellt, darunter 70.011 Erstanträge und 16.905 Zweitanträge. Im Vorjahreszeitraum lag die Gesamtzahl noch bei 153.361.
Die Bundesregierung hatte die Senkung der Asylbewerberzahlen zu einem zentralen Ziel erklärt. Verschärfte Grenzkontrollen sollen Flüchtlinge bereits an der Einreise hindern. Dobrindt ordnete am 7. Mai verstärkte Kontrollen und Zurückweisungen an allen neun deutschen Landgrenzen an – ausgenommen davon sind vulnerable Gruppen wie Kinder und Schwangere. Zwischen dem 8. Mai und Ende Juli registrierte die Bundespolizei 9506 Zurückweisungen.
OZD
OZD-Kommentar
Die massiven Rückgänge bei den Asylanträgen sind kein Zufall, sondern das Ergebnis einer Politik, die auf Abschottung und Härte setzt. Doch der Preis dafür ist hoch: humanitäre Prinzipien werden immer stärker verdrängt, während die politische Rhetorik von „Erfolgen“ geprägt ist. Dass weniger Menschen Asyl beantragen, bedeutet nicht automatisch, dass die Krisen, aus denen sie fliehen, verschwunden sind. Vielmehr verschiebt Deutschland die Verantwortung auf Nachbarländer und riskiert, internationale Solidarität zu verspielen. Dobrindt mag die Zahlen feiern – doch die gesellschaftlichen Spannungen und moralischen Fragen dieser Politik werden bleiben.
Lesermeinungen
"Endlich zeigt die Regierung Härte. Wir können nicht unbegrenzt Menschen aufnehmen." – Hans-Peter Ludwig, München
"Die Zahlen sind kein Grund zur Freude. Sie zeigen nur, wie unmenschlich Europa geworden ist." – Miriam Krau, Berlin
"Weniger Anträge heißt nicht weniger Flüchtlinge. Die Menschen stranden jetzt einfach anderswo." – Robert Fidel, Köln
OZD-Analyse
Politische Dimension
– Rückgang der Asylzahlen wird von der Bundesregierung als Erfolg gefeiert
– CSU-Innenminister Dobrindt positioniert sich als Vollstrecker einer „Asylwende“
– Gefahr: Verschärfung des europäischen Asylrechts mit weniger humanitären Spielräumen
Zahlen & Fakten
– August 2025: 7803 Asylanträge
– August 2024: 18.427 Asylanträge
– Rückgang: 60 Prozent
– Seit Mai: knapp 10.000 Zurückweisungen an Grenzen
Internationale Perspektive
– Deutschland setzt auf Abschottung, während Krisen in Herkunftsländern weiter eskalieren
– Verantwortung wird auf Nachbarländer abgewälzt
– EU steht vor Zerreißprobe zwischen Solidarität und Nationalinteressen
OZD-Erklärungen
Wer ist Alexander Dobrindt?
Alexander Dobrindt (*1970) ist ein deutscher Politiker der CSU und seit 2025 Bundesinnenminister. Zuvor war er u.a. Bundesverkehrsminister und Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Bundestag. Dobrindt gilt als Vertreter einer konservativen Linie in der Migrations- und Sicherheitspolitik. Mit seiner „Asylwende“ verfolgt er das Ziel, die Zahl der Asylbewerber in Deutschland deutlich zu reduzieren.
Was ist das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf)?
Das Bamf ist eine deutsche Bundesbehörde im Geschäftsbereich des Innenministeriums mit Sitz in Nürnberg. Es ist u.a. für die Bearbeitung von Asylanträgen, die Integration von Migranten sowie die Durchführung von Rückführungen zuständig. Das Bamf erstellt zudem Statistiken zu Migration und Asyl und ist eine der zentralen Behörden in der deutschen Flüchtlingspolitik.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.