Ein europäisches Prestigeprojekt nimmt Fahrt auf: Deutschland und Dänemark haben die Verträge für das Offshore-Energieprojekt „Bornholm Energy Island“ unterzeichnet. Energinet und 50Hertz, die Übertragungsnetzbetreiber beider Länder, schlossen gemeinsam mit der EU-Kommission die Vereinbarungen für Fördermittel ab – satte 645 Millionen Euro fließen in das Vorhaben. Das Bundeswirtschaftsministerium sprach von einem „Meilenstein“.
Herzstück des Projekts ist ein Offshore-Windpark mit einer Kapazität von drei Gigawatt vor Bornholm. Über neue Hochspannungsleitungen sollen ab den 2030er Jahren zwei Gigawatt nach Deutschland und 1,2 Gigawatt nach Dänemark transportiert werden. Damit wird das Projekt nicht nur eine der größten Stromdrehscheiben Europas, sondern auch eine direkte Netzverbindung zwischen Deutschland und Dänemark schaffen.
Siemens Energy liefert die Schlüsseltechnik: vier Konverteranlagen, die Strom zwischen Wechsel- und Gleichstrom umwandeln, dazu weitere zentrale Bauteile. Installiert werden sie auf Bornholm, Seeland und auf deutschem Boden. Mit einem Gesamtvolumen von sieben Milliarden Euro ist „Bornholm Energy Island“ eines der größten Energievorhaben in Europa.
Kommentar
Das Projekt klingt wie ein Triumph: Sauberer Windstrom, europäische Zusammenarbeit, Milliardeninvestitionen. Aber hinter dem Jubel lauert die alte Frage: Wer zahlt am Ende die Zeche – und wer profitiert wirklich?
Deutschland kauft sich mit Milliarden in dänische Offshore-Kapazitäten ein, während Energinet dank EU-Geldern entlastet wird. 645 Millionen Euro Subventionen sind Rekord – doch gleichzeitig explodieren die Kosten für Netzausbau und Strompreise in Deutschland. Warum also wieder ein teures Prestigeprojekt, statt die heimische Windkraft auf Kurs zu bringen?
Noch problematischer ist die Zeitachse: Strom fließt erst in den 2030er Jahren. In einer Energiekrise zählt aber heute jedes Megawatt. Während Politiker Meilensteine feiern, bleibt der Stromkunde mit Rekordpreisen zurück. „Bornholm Energy Island“ ist ein Zukunftsprojekt – doch die Gegenwart bleibt dunkel und teuer.
Lesermeinungen
„Super! Vielleicht krieg ich 2040 auch mal günstigeren Strom, wenn ich ihn dann noch brauche.“ Ilse Albers, Mettmann
„Deutschland schafft’s nicht mal, seine eigenen Windräder ans Netz zu kriegen, aber in Bornholm läuft’s.“ Alfons Drücker, Emsdetten
„EU-Förderung? Klingt wie: wir zahlen doppelt – erst als Steuerzahler, dann als Stromkunde.“ Maria Overbeck, Warendorf
OZD-Analyse/ OZD-Lernen
Projektdaten
a) Standort: Offshore-Windpark vor Bornholm (Ostsee).
b) Leistung: 3 Gigawatt Gesamtleistung.
c) Verteilung: 2 GW nach Deutschland, 1,2 GW nach Dänemark.
Finanzierung
a) Gesamtkosten: ca. 7 Milliarden Euro.
b) EU-Förderung: 645 Millionen Euro über Connecting Europe Facility (CEF).
c) Ziel der Förderung: Entlastung Dänemarks, da Großteil des Stroms nach Deutschland fließt.
Technik
a) Partnerunternehmen: Energinet (DK) und 50Hertz (DE).
b) Schlüsseltechnik von Siemens Energy: vier Konverteranlagen.
c) Installation auf Bornholm, Seeland und deutschem Festland.
Zeitrahmen
a) Realisierungsphase jetzt gestartet.
b) Stromlieferung ab den 2030er Jahren geplant.
Politische Dimension
a) EU betont grenzüberschreitende Energiekooperation.
b) Projekt gilt als Modell für künftige Energieinseln.
c) Beitrag zur europäischen Energiesouveränität, aber Verzögerungen bis zur Wirkung.
Erklärungen
50Hertz: Deutscher Übertragungsnetzbetreiber mit Sitz in Berlin, Teil des europäischen Stromverbundes.
Energinet: Dänischer staatlicher Netzbetreiber für Gas und Strom.
Bornholm Energy Island: EU-gefördertes Offshore-Projekt, das Windstrom in großem Maßstab grenzüberschreitend nutzbar macht.
Connecting Europe Facility (CEF): EU-Förderprogramm für Infrastrukturprojekte in den Bereichen Energie, Verkehr und Digitalisierung.
Konverteranlagen: Technik, die Wechselstrom in Gleichstrom (und zurück) umwandelt, um über weite Strecken verlustarm Strom zu transportieren.
OZD
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Titelbild: AFP