Ein russisches Aufklärungsflugzeug hat am Sonntag über der Ostsee einen Nato-Alarm ausgelöst. Zwei Eurofighter der Luftwaffe stiegen vom Stützpunkt Rostock-Laage auf, nachdem das zunächst nicht identifizierbare Flugzeug ohne Flugplan und ohne Funkkontakt im internationalen Luftraum registriert worden war.
Es handelte sich um eine russische IL-20M, wie die Luftwaffe bestätigte. Mit Sichtidentifizierung wurde der Spionageflieger festgestellt, ehe die Begleitung an die schwedische Luftwaffe übergeben wurde. Ein Sprecher der Bundeswehr betonte, die Maschine habe den internationalen Luftraum nicht verlassen und keinen Luftraum verletzt.
Die Lage im Ostseeraum bleibt angespannt. In den vergangenen Tagen waren mehrfach russische Flugobjekte registriert worden, die mutmaßlich in den Nato-Luftraum eingedrungen waren. Polen meldete allein 20 russische Drohnen, die seinen Luftraum verletzten. Auch Rumänien sprach von Verletzungen. Besonders heikel ist die Situation in Estland: Über der Insel Vaindloo sollen drei russische MiG-31-Kampfjets den Luftraum des Nato-Mitgliedsstaates verletzt haben. Russland bestreitet die Vorwürfe.
Estland beantragte daraufhin Konsultationen nach Artikel 4 des Nato-Vertrags. Anfang der Woche will sich der Nato-Rat mit dem Vorfall befassen.
OZD
OZD-Kommentar
Dieser Alarmstart ist mehr als eine Routineübung – er ist Teil einer
brandgefährlichen Eskalationsspirale. Russland testet die
Reaktionszeiten der Nato-Staaten, provoziert bewusst mit Flugbewegungen
ohne Flugplan und Funkkontakt. Auch wenn diesmal kein Luftraum verletzt
wurde, bleibt die Botschaft eindeutig: Moskau will Druck im Ostseeraum
aufbauen. Dass Estland Artikel 4 zog, zeigt, wie ernst die Lage ist. Es
wäre fahrlässig, diese Vorfälle als bloße Scharmützel abzutun. Die Nato
muss ihre Präsenz massiv erhöhen, sonst wird Russland die Grenzen immer
weiter austesten – bis ein Zwischenfall unweigerlich in einer
Katastrophe mündet.
OZD-Analyse
Bedeutung des Vorfalls
– Russische IL-20M über Ostsee identifiziert
– Keine Luftraumverletzung, aber klarer Provokationscharakter
– Übergabe der Begleitung an Schweden verdeutlicht Nato-Koordination
Aktuelle Spannungen
– 20 russische Drohnen über Polen, weitere über Rumänien
– Estland meldet Luftraumverletzung durch drei MiG-31
– Russland weist sämtliche Vorwürfe zurück
Politische Dimension
– Estland zieht Artikel 4 und zwingt Nato zu Konsultationen
– Symbolische Machtdemonstration Moskaus
– Nato-Rat muss Geschlossenheit zeigen, um Abschreckung aufrechtzuerhalten
Mini-Infobox: Russische Provokationen im Ostseeraum
20 russische Drohnen über Polen gemeldet
Luftraumverletzungen in Rumänien registriert
Estland: drei MiG-31 über Insel Vaindloo
Aktueller Vorfall: IL-20M über der Ostsee
Nato-Rat befasst sich Anfang der Woche mit Eskalation
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
