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Millionenbetrug mit Fakeshops: Haftstrafen für Datendiebe aus Hannover

Das Landgericht Hannover hat zwei Männer zu Haftstrafen verurteilt, die mit professionell aufgebauten Fakeshops Bankdaten gestohlen und weiterverkauft haben. Der Schaden beläuft sich auf rund 1,4 Millionen Euro.

Das Landgericht Hannover hat am Dienstag zwei Männer wegen massiven Datenklaus über gefälschte Onlineshops zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Der Haupttäter erhielt viereinhalb Jahre, sein Komplize drei Jahre und drei Monate. Laut Gericht betrieben sie professionell gestaltete Fakeshops, mit denen sie Zahlungs- und Zugangsdaten argloser Kunden ausspähten.

Die Täter, deren Identitäten aus Datenschutzgründen nicht genannt wurden, gingen hochorganisiert vor. Einer fungierte als Ideengeber und Organisator, der andere kümmerte sich um die technische Umsetzung. Gemeinsam täuschten sie seriöse Internetshops für Elektronik- und Modeartikel vor, die in Wahrheit nur einem Ziel dienten: Kundendaten abzugreifen.

Mit aufwendiger Suchmaschinenoptimierung und realistisch wirkenden Zahlungsoberflächen lockten sie Käufer in die Falle. Nach Eingabe ihrer Bankdaten wurden die sensiblen Informationen heimlich kopiert. Der Hauptbeschuldigte verkaufte diese anschließend auf zwei illegalen Onlineplattformen weiter – an andere Cyberkriminelle, die sie für Betrug und Geldwäsche nutzten.

Nach den Feststellungen des Gerichts erbeuteten die Männer insgesamt rund 1,4 Millionen Euro. Diese Summe wurde eingezogen. Schuldig gesprochen wurden sie wegen Betrugs, Computerbetrugs und des Betreibens krimineller Handelsplattformen im Internet – in 116 Fällen beziehungsweise wegen Beihilfe. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

OZD


OZD-Kommentar:
Der Fall zeigt, wie professionell Cyberkriminelle heute vorgehen – und wie leichtgläubig viele Nutzer noch immer sind. Mit gefälschten Shops, glänzenden Werbebannern und vermeintlich sicheren Bezahlseiten gelang es den Tätern, Millionen zu stehlen. Das Urteil von Hannover ist daher mehr als gerecht: Es ist ein Signal an alle, die glauben, digitale Kriminalität bleibe folgenlos. Doch zugleich bleibt die Frage, warum Plattformen und Zahlungsdienstleister solche Machenschaften oft erst spät erkennen. Der größte Schutz im Netz bleibt weiterhin: Misstrauen.


Mini-Infobox:
Ort: Landgericht Hannover
Strafen: 4,5 Jahre / 3,25 Jahre Haft
Delikte: Betrug, Computerbetrug, Betreiben krimineller Handelsplattformen
Beute: Rund 1,4 Millionen Euro
Urteil: Noch nicht rechtskräftig


OZD-Analyse

Neue Dimension des Cyberbetrugs
a) Fakeshops werden zunehmend professioneller – mit SEO, SSL-Zertifikaten und Social-Media-Werbung.
b) Viele Opfer erkennen den Betrug erst nach Abbuchung oder Datenmissbrauch.
c) Ermittlungsbehörden stoßen auf internationale Täterstrukturen, oft mit Servern im Ausland.

Rechtliche Aufarbeitung
– Seit 2021 gilt der neue Straftatbestand „Betreiben krimineller Handelsplattformen im Internet“.
– Das Urteil in Hannover gehört zu den ersten großen Fällen dieser Art in Deutschland.
– Der richterliche Einzug der 1,4 Millionen Euro gilt als Erfolg für die Cybercrime-Abwehr.

Prävention und Verantwortung
– Verbraucherzentralen raten: Vor Onlinekäufen Impressum, Bewertungen und Zahlungswege prüfen.
– Plattformbetreiber wie Google oder Meta müssen gefälschte Shops schneller entfernen.
– Experten fordern internationale Kooperation gegen „Fake-Commerce“.


Was ist das Landgericht Hannover?
Das Landgericht Hannover ist eines der größten Gerichte Niedersachsens. Es ist zuständig für schwerwiegende Strafverfahren, darunter Wirtschafts- und Cyberkriminalität. In den letzten Jahren hat es mehrfach bedeutende Urteile gegen Onlinebetrüger und Hackergruppen gefällt.

OZD-Extras
Cyber-Tipp: Verbraucher können Fakeshops oft an fehlenden Kontaktdaten, ungewöhnlichen Zahlungsbedingungen oder Tippfehlern in der Domain erkennen. Offizielle Warnlisten führen u. a. die Verbraucherzentrale und die Polizei.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.