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Papst Leo XIV. im Libanon – Appell zum Bleiben trotz Krise

Papst Leo XIV. ruft im krisengeplagten Libanon zum Bleiben, zur Versöhnung und zur Heilung gesellschaftlicher Wunden auf – ein Appell mit politischem Gewicht.

Papst Leo XIV. fordert Mut zum Bleiben – und kritisiert Flucht aus Verantwortung

Papst Leo XIV. hat bei seinem Besuch im Libanon deutliche Worte gefunden: Trotz Wirtschaftskrise, Massenabwanderung und gesellschaftlicher Spannungen sollen die Menschen im Land bleiben – oder zurückkehren. Ein Appell, der kraftvoll klingt, aber auch kritisch gesehen werden muss.

Der Papst sprach in Beirut von „Mut und Weitsicht“, die es brauche, im eigenen Land auszuharren. Viele Libanesen hatten angesichts von Armut, Arbeitslosigkeit und fehlender Zukunftsperspektiven das Land verlassen. Besonders junge Menschen und Christinnen und Christen zogen in großer Zahl fort.

Gleichzeitig forderte Leo XIV. die politische Führung auf, Verantwortung zu übernehmen und das „Bleiben in der Heimat“ überhaupt erst wieder möglich zu machen. Ohne verlässliche staatliche Strukturen bleibt der Appell des Papstes allerdings für viele unerreichbar – ein deutlicher Seitenhieb auf die chronisch gelähmte libanesische Politik.

Versöhnung statt Spaltung

Der Papst mahnte zudem den „beschwerlichen Weg der Versöhnung“ an. Der Libanon sei ein Land, das noch immer unter tiefen persönlichen und kollektiven Wunden leide. Ohne Versöhnung könne kein Frieden entstehen. Doch der Pontifex blieb vage: Den Konflikt mit Israel und die ständige Eskalationsgefahr durch die Hisbollah erwähnte er nicht direkt – ein bewusst diplomatischer Schritt, aber auch eine verpasste Gelegenheit für klare Worte.

Zeichen für Einheit der Christen

Zuvor hatte Leo XIV. in der Türkei eindrucksvolle ökumenische Gesten gesetzt: Gebete in der armenisch-apostolischen Kathedrale, ein Besuch der Blauen Moschee, ein gemeinsamer Appell zum Dialog mit dem Patriarchen Bartholomäus I. Auch seine Hinweise auf das Leiden der Armenier wurden als indirekte Anerkennung des Völkermords gedeutet – ein mutiger Schritt mit politischer Sprengkraft.

Während sein Besuch in der Türkei kaum Resonanz fand, wurde er im Libanon gefeiert. Treffen mit Spitzen aus Politik und Religion verdeutlichen die Bedeutung der Reise für das fragile Gleichgewicht im Land.

Analyse & Kommentar

Der Appell zur Heimatverbundenheit ist moralisch wertvoll, aber realpolitisch heikel. Wer angesichts existenzieller Not emigriert, tut dies selten aus Bequemlichkeit – sondern aus blanker Not. Die Forderung, im Land zu bleiben, wirkt ohne konkrete Verbesserungen wie ein moralischer Druck auf jene, die keine Perspektive sehen.

Zugleich setzt der Papst deutliche Zeichen für Dialog, Frieden und zwischenreligiöse Verständigung – ein dringend benötigter Impuls für die gesamte Region.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP