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Tränen Rosen und Jubel: Der Papst bringt Hoffnung in den Libanon

Vor mehr als 100.000 Menschen zelebrierte Papst Leo XIV. in Beirut eine bewegende Freiluftmesse. Der Pontifex besuchte zudem das Unglücksgelände der Explosion von 2020 und ein psychiatrisches Krankenhaus – und sandte eine Botschaft der Versöhnung an den krisengeplagten Libanon.

Papst Leo XIV. hat am letzten Tag seines Libanon-Besuchs ein eindrucksvolles Zeichen der Nähe gesetzt: In Beirut feierte er am Dienstag eine Freiluftmesse vor über 100.000 Gläubigen. Im Papamobil fuhr der Pontifex durch die jubelnde Menge, Rosen wurden ihm entgegengestreckt, Tausende winkten und sangen. Laut vatikanischen Angaben, gestützt auf Zahlen der libanesischen Behörden, nahmen rund 150.000 Menschen an der Messe teil.

Zuvor hatte der Papst das Hafengelände besucht, auf dem im August 2020 eine Explosion verheerende Schäden angerichtet und mehr als 220 Menschen das Leben gekostet hatte. Dort verharrte Leo XIV. in stillem Gebet – ein Moment, der zahlreiche Anwesende sichtbar bewegte.

Ein weiterer Programmpunkt war ein Besuch im von Franziskanerschwestern geführten psychiatrischen Krankenhaus nahe Beirut. Auch hier wurde der Pontifex freudig empfangen, Rosenblätter regneten auf seinen Konvoi nieder. Marie Makhlouf, Oberin der Schwestern vom Heiligen Kreuz, würdigte den Papst als „Vater der Vergessenen und Ausgegrenzten“.

Leo XIV. war am Sonntag im Libanon eingetroffen, nachdem er zuvor die Türkei besucht hatte. Es ist seine erste Auslandsreise seit seiner Wahl im Mai und der dritte Besuch eines Papstes im Libanon nach Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Der mehrheitlich christliche Teil der Bevölkerung erhofft sich von seinem Besuch neue Impulse – in einem Land, das seit 2019 von einer schweren Wirtschaftskrise erschüttert wird und in dem Armut und Arbeitslosigkeit drastisch gestiegen sind.

OZD

OZD-Kommentar „Ein Tag der Hoffnung – doch reicht der Segen?“

Die Bilder aus Beirut wirken wie aus einer anderen Welt: ein jubelnder Platz, Rosen, Gesänge – mitten in einem Land, das seit Jahren unter wirtschaftlicher Not, politischem Stillstand und sozialer Verzweiflung leidet. Papst Leo XIV. hat den Menschen Hoffnung gegeben, aber Hoffnung allein füllt keine Kühlschränke, baut keine zerstörten Häuser wieder auf und beendet keine Korruptionskrise.

Der Besuch war wichtig, heilsam sogar, doch er erzeugt auch schmerzliche Fragen: Was, wenn die Botschaft der Einheit verpufft, sobald der Papst abgereist ist? Kann ein symbolischer Akt das Vertrauen in einen Staat zurückbringen, der seit 2019 dramatisch an Stabilität verloren hat? Oder wird dieser Tag nur ein leuchtender Moment bleiben – ohne nachhaltige Konsequenz?

Die Menschen im Libanon brauchen mehr als Trost: Sie brauchen strukturelle Reformen, ein Ende der politischen Lähmung und internationale Unterstützung, die endlich greift. Leo XIV. hat die Herzen bewegt. Nun müssen diejenigen handeln, die das Land führen. Ob sie die Botschaft dieses Tages wirklich hören wollen, bleibt offen. 


Mini-Infobox

150.000 Menschen bei Papstmesse in Beirut

Besuch der Explosionsstelle von 2020 mit über 220 Toten

Rundreise: Türkei → Libanon

Erster Auslandsbesuch von Papst Leo XIV. seit seiner Wahl

Libanon seit 2019 in schwerer Wirtschaftskrise


OZD-Analyse

1. Bedeutung des Papstbesuchs für den Libanon
– a) Symbol der Solidarität inmitten der Krise –
– b) Stärkung der christlichen Gemeinschaft im Land –
– c) Internationale Aufmerksamkeit für ein vernachlässigtes Krisengebiet –

2. Politische und gesellschaftliche Dimensionen
– a) Papstbotschaft trifft auf tief gespaltene politische Strukturen –
– b) Hoffnungsschimmer, aber keine kurzfristige Lösung –
– c) Risiko: Erwartungen der Bevölkerung könnten enttäuscht werden –

3. Langfristige Auswirkungen des Besuchs
– a) Spiritueller Impuls für eine erschöpfte Gesellschaft –
– b) Potenzielle Stärkung humanitärer Initiativen –
– c) Druck auf die politische Führung, Reformen einzuleiten –


Erklärungen

Wer ist Papst Leo XIV.?
Papst Leo XIV. ist das Oberhaupt der Katholischen Kirche seit Mai des laufenden Jahres. Er setzt auf Dialog, soziale Gerechtigkeit und internationale Versöhnung als zentrale Säulen seines Pontifikats.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.

Was passierte 2020 im Hafen von Beirut?
Am 4. August 2020 explodierten große Mengen Ammoniumnitrat, das jahrelang unsachgemäß gelagert worden war. Die Detonation verursachte über 220 Tote, Tausende Verletzte und massive Zerstörungen in der Hauptstadt.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.


OZD-Extras

Extra: Die besondere Rolle des Libanon in der christlichen Welt
Der Libanon ist eines der wenigen Länder im Nahen Osten, in denen ein großer Teil der Bevölkerung christlich ist. Seit Jahrzehnten gilt der Staat als religiöses Mosaik – fragile, aber historisch einzigartig.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.