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ESC 2026 in Wien: Israel darf teilnehmen – Spanien, Niederlande und Irland kündigen Boykott an

Israel darf beim ESC in Wien antreten – doch mehrere Länder wie Spanien und die Niederlande reagieren mit Boykott und stellen den Wettbewerb vor eine Zerreißprobe.

1. Entscheidung der EBU: Israels Teilnahme bleibt bestehen

Die Europäische Rundfunkunion (EBU) hat bei ihrem Treffen in Genf die Teilnahme Israels am Eurovision Song Contest 2026 nicht zur Abstimmung gestellt. Damit ist der Weg für Israel frei.
Die ARD stellte sich ausdrücklich hinter die Entscheidung, während mehrere andere Rundfunkanstalten sofort mit einem Boykott reagierten.

2. Hintergrund: Debatte um Israels Vorgehen im Gazastreifen

Auslöser des Konflikts ist Israels militärisches Vorgehen im Gazastreifen seit dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023. Bereits seit Monaten hatten einige Rundfunkanstalten mit einem Boykott gedroht.
Gleichzeitig machten andere Länder ihre Teilnahme sogar von Israels Anwesenheit abhängig. Auch die deutsche Bundesregierung sprach sich klar gegen eine Ausgrenzung Israels aus.

3. Neue ESC-Regeln sollen Vertrauen stärken

Um den Streit zu entschärfen, kündigte die EBU im November ein Maßnahmenpaket an:

Professionelle Jurys sollen bereits in den Halbfinals mit abstimmen.

Werberegeln werden verschärft.

Die EBU will Transparenz, Fairness und Neutralität stärker sichern.

Nach Angaben der Union bewerteten die Mitglieder die Maßnahmen als ausreichend. Eine explizite Abstimmung über Israel fand deshalb nicht statt.

4. Reaktionen: Zustimmung der ARD – Boykott anderer Länder

Die ARD begrüßte die Entscheidung und betonte die Bedeutung eines ESC, der auf Zusammenhalt und Fairness basiert.

Doch die Gegenreaktion folgte sofort:

Spanien,

die Niederlande und

Irland
kündigten ihre Nicht-Teilnahme an.

Der niederländische Sender Avrotros sprach von einem „Bruch grundlegender Werte“, Irlands RTE verwies auf die „humanitäre Krise im Gazastreifen“. Auch Slowenien und Island hatten vorab mit Boykott gedroht, weitere Sender – etwa aus Finnland oder Belgien – hatten ihn erwogen.

Das Motto „United by Music“ droht angesichts der zunehmenden Spaltung zu scheitern.

5. Bedeutung des Boykotts

Der Verzicht dieser Länder wiegt schwer:

Spanien gehört zu den Big Five, den größten Geldgebern des ESC.

Irland ist mit sieben Siegen das erfolgreichste Land der ESC-Geschichte.

Die Niederlande gewannen fünf Mal.

Ihr Fehlen trifft den Wettbewerb sowohl finanziell als auch symbolisch.

6. Reaktionen aus Israel

Israels Staatspräsident Isaac Herzog erklärte, Israel verdiene es, „auf jeder Bühne der Welt vertreten zu sein“. Außenminister Gideon Saar sprach auf X von einer „Schande“, dass einige Länder Israel boykottieren.

7. Weitere Vorwürfe gegen Israel

Die politische Debatte ist nicht der einzige Konfliktpunkt:
Nach dem ESC-Finale 2025 in Basel gab es Vorwürfe, Israel habe die Zuschauerabstimmung manipuliert. Die israelische Sängerin Yuval Raphael hatte überraschend das Publikumsvoting gewonnen und insgesamt den zweiten Platz belegt.
Hinweise auf Manipulation fanden sich nicht – Israel profitierte offenbar von einer intensiven Online-Kampagne.

8. Wien als Gastgeber – politisch angespanntes Jubiläum

Durch den Sieg des österreichischen Countertenors JJ findet der ESC im kommenden Jahr in Wien statt – und das ausgerechnet zum 70. Jubiläum des Wettbewerbs.
Die ESC-Verantwortlichen betonen seit Jahren, der Wettbewerb müsse „neutral und unpolitisch“ bleiben. Doch die Realität zeigt: Weltpolitik nimmt weiterhin starken Einfluss – wie der Ausschluss Russlands seit 2022 belegt.

Kommentar

Der ESC steht vor einer historischen Zerreißprobe. Israels Teilnahme spaltet Europa wie noch nie in der Geschichte des Wettbewerbs. Während die EBU auf Neutralität und staatenübergreifende Verbundenheit setzt, prallen politische Realitäten ungebremst aufeinander. Der Boykott großer und einflussreicher Sender könnte das Fundament eines Wettbewerbs erschüttern, der eigentlich die Kraft der Musik über nationale Konflikte stellen soll. Ob das Motto „United by Music“ 2026 noch glaubwürdig ist, wird sich erst in Wien zeigen.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP