Wendelin Thannheimer ist in Trondheim mit einem echten Paukenschlag auf das Podest gesprungen: Der 26-jährige Kombinierer sicherte sich beim Massenstart überraschend Rang zwei und feierte damit seinen ersten Weltcup-Podestplatz überhaupt. Nur der Österreicher Thomas Rettenegger war am Ende stärker, während Altmeister Johannes Rydzek eine dramatische Achterbahnfahrt durchlebte.
Nach dem 10-km-Langlauf noch auf Platz sechs gelegen, nutzte Thannheimer auf der Schanze seine ganze Klasse. Sein Sprung auf 96,5 Meter reichte, um sich in der Gesamtwertung weit nach vorne zu katapultieren. Julian Schmid, beim Saisonauftakt in Kuusamo noch zweimal auf dem Podest, musste sich diesmal mit Platz sieben begnügen.
Besonders bitter verlief der Wettkampf für Rydzek. Der 34-Jährige hatte am Morgen den Langlauf mit einem furiosen Endspurt gewonnen und ging als letzter Springer an den Start – mit realistischen Chancen auf seinen ersten Sieg seit einem Jahr. Doch ausgerechnet jetzt versagten Timing und Technik: Nur 86,5 Meter standen zu Buche, während Rettenegger mit 100 Metern den Maßstab setzte. Rydzek fiel auf Platz 22 zurück.
Auch Olympiasieger Vinzenz Geiger feierte sein Comeback nach Fußverletzung. Der Oberstdorfer, der sich kurz vor Saisonbeginn drei knöcherne Bandausrisse zugezogen hatte, präsentierte sich solide und wurde 19. Bis zu den Olympischen Spielen im Februar bleibt ihm genügend Zeit, die Form weiter auszubauen.
Für das deutsche Team war Trondheim ein Ort guter Erinnerungen. Im Frühjahr hatten Thannheimer, Rydzek, Schmid und Geiger als „Oberstdorfer Express“ hier Team-Weltmeisterschaftsgold gewonnen. Dass auch diesmal Emotionen, Enttäuschungen und Erfolgsmomente so dicht beieinander lagen, passte zu einem Wettkampftag voller sportlicher Dramatik.
OZD
OZD-Kommentar: „Der Wumms, der Hoffnung macht“Thannheimers Podestflug ist mehr als ein Ergebnis – es ist eine Botschaft. Während andere haderten, stieg er im entscheidenden Moment über sich hinaus und zeigte, dass im deutschen Team mehr steckt als Podest-Routine. Der 26-Jährige hat die Dynamik verändert. Er ist plötzlich nicht mehr nur ein talentierter Helfer, sondern ein ernstzunehmender Faktor in Richtung Olympische Spiele.
Rydzeks Einbruch dagegen zeigt die andere Seite des Sports: Ein ganzes Rennen kann in Sekunden zerfallen. Doch wer den siebenmaligen Weltmeister kennt, weiß, dass er aus solchen Momenten Stärke zieht, nicht Schwäche. Und Geigers Comeback? Ein Versprechen. Je näher die Spiele rücken, desto gefährlicher wird er für die Konkurrenz.
Dieser Wettkampftag war ein emotionaler Mix – aber vor allem eines: ein Energieschub. Für ein Team, das gerade rechtzeitig wieder Fahrt aufnimmt.

Thannheimer erstmals auf dem Weltcup-Podest
Rydzek fällt nach schwachem Sprung von Platz 1 auf 22
Geiger-Comeback nach Fußverletzung: Platz 19
Rettenegger gewinnt mit 100-Meter-Sprung
„Oberstdorf-Express“ kehrt an Schauplatz des WM-Golds zurück
OZD-Analyse1. Thannheimers Entwicklungsschub
– a) erste Podestplatzierung als Durchbruch –
– b) starke Schanzenleistung als Schlüssel –
– c) wachsender Konkurrenzdruck im deutschen Team –
2. Rydzeks bitteres Drama
– a) starker Langlauf, schwacher Sprung –
– b) mentale Belastung eines Favoriten –
– c) Erfahrung vs. Formschwankungen –
3. Bedeutung des Geiger-Comebacks
– a) solide Basis trotz Verletzung –
– b) großes Potenzial bis Olympia –
– c) Stabilisierung der Teamhierarchie –

Wer ist Wendelin Thannheimer?
Wendelin Thannheimer ist ein deutscher Nordischer Kombinierer und
Team-Weltmeister. Der 26-Jährige gehört zur jungen Generation im DSV und
gilt als starker Springer mit wachsendem Profil auf internationaler
Bühne.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
Wer ist Johannes Rydzek?
Johannes Rydzek ist mehrfacher Weltmeister und Olympiasieger in der
Nordischen Kombination. Der Oberstdorfer zählt seit mehr als einem
Jahrzehnt zur Weltelite und ist bekannt für seine herausragenden
Endspurts im Langlauf.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
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OZD-Extras
Extra: Warum Trondheim für Kombinierer so speziell ist
Das Granasen-Skizentrum verbindet eine der anspruchsvollsten Schanzen
Norwegens mit einer selektiven Langlaufstrecke. Kaum ein Ort bringt die
Stärken und Schwächen eines Athleten so präzise ans Licht wie Trondheim –
ideal für echte Gradmesser zu Saisonbeginn.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
