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Drama vor der Nobelpreisverleihung: Kommt Machado überhaupt nach Oslo? Kommentar – „Der Nobelpreis, der Angst macht“

Kurz vor der Nobelpreisverleihung wächst die Sorge um María Corina Machado. Die venezolanische Oppositionelle könnte wegen Drohungen des Regimes nicht nach Oslo reisen – das Nobelinstitut sagt die Pressekonferenz ab.

Kurz vor der diesjährigen Friedensnobelpreisverleihung hat das norwegische Nobelinstitut überraschend eine geplante Pressekonferenz mit der venezolanischen Oppositionellen María Corina Machado abgesagt. Offen ist nun auch, ob die 58-Jährige am Mittwoch überhaupt persönlich in Oslo erscheinen kann. „María Corina Machado hat selbst gesagt, wie schwierig es war, nach Norwegen zu kommen“, erklärte Nobelinstitut-Sprecher Erik Aasheim gegenüber AFP. Man hoffe weiterhin auf ihre Teilnahme – Gewissheit gebe es jedoch nicht.

Machado lebt seit Monaten im Untergrund. Der venezolanische Generalstaatsanwalt Tarek William Saab hatte im November unmissverständlich gedroht, sie im Falle einer Ausreise als „flüchtig“ zu behandeln. Gegen Machado laufen in Venezuela Ermittlungen wegen angeblicher „Verschwörung, Aufstachelung zum Hass und Terrorismus“. Die Behörden werfen ihr zudem vor, den Einsatz von US-Truppen in der Karibik zu unterstützen.

Die konservative Opposition in Venezuela hatte Machado im vergangenen Jahr zur Präsidentschaftskandidatin bestimmt. Sie galt als klare Favoritin gegen Nicolás Maduro – bis die Regierung ihre Kandidatur für unzulässig erklärte. Trotz staatlicher Einschüchterung und politischer Repression blieb Machado eine der sichtbarsten Stimmen des Landes. Nach ihrer Nominierung für den Friedensnobelpreis bedankte sie sich öffentlich bei US-Präsident Donald Trump, dessen harte Linie gegen das Maduro-Regime sie offen unterstützt.

Der Konflikt zwischen Caracas und Washington spitzt sich unterdessen weiter zu. Seit September greift die US-Marine wiederholt mutmaßliche Drogenschmugglerboote in der Karibik und im östlichen Pazifik an. Die USA beschuldigen Venezuela, den Drogentransit Richtung Nordamerika zu fördern und damit die Sicherheit des Landes zu gefährden. Maduro hingegen sieht darin verdeckte Vorbereitungen eines möglichen Umsturzversuchs.

Ob Machado die Bühne des Osloer Rathauses überhaupt betreten kann, entscheidet sich womöglich erst in letzter Minute.
OZD

OZD-Kommentar – „Der Nobelpreis, der Angst macht“

Der Friedensnobelpreis soll Hoffnung schenken – doch im Fall von María Corina Machado legt er die brutale Realität Venezuelas offen. Ein Regime, das eine Oppositionelle bedroht, kriminalisiert und am Verlassen des Landes hindert, zeigt nicht nur politische Schwäche, sondern blanke Angst vor demokratischer Konkurrenz. Dass eine Preisträgerin womöglich nicht einmal zur eigenen Ehrung reisen kann, ist ein Skandal, der das Maduro-System entlarvt wie kaum etwas zuvor.

Gleichzeitig offenbart diese Krise, wie gefährlich die internationale Gemengelage geworden ist. Die Drohungen aus Caracas, die militärischen Operationen der USA, der politische Schatten eines Donald Trump – all das mischt sich zu einem Pulverfass, dessen Zündschnur längst glimmt. Der Nobelpreis sollte ein Symbol des Friedens sein. Doch in diesem Jahr zeigt er vor allem, wie weit Frieden entfernt ist, wenn eine Stimme der Freiheit im Untergrund leben muss. Die Welt wird genau hinschauen – und das Regime weiß das.

Mini-Infobox

Machado lebt seit Monaten im Untergrund

Maduro-Regime droht ihr bei Ausreise mit Festnahme

Nobelinstitut sagt Pressekonferenz kurzfristig ab

Unklar, ob sie den Nobelpreis persönlich entgegennehmen kann

USA und Venezuela im eskalierenden Konflikt über Drogenschmuggel und Machtpolitik



OZD-Analyse

1. Bedeutung der abgesagten Pressekonferenz
– a) steigender politischer Druck aus Caracas –
– b) reale Gefährdung Machados bei Ausreise –
– c) diplomatische Vorsicht Norwegens in heikler Lage –

2. Signalwirkung für Venezuelas Innenpolitik
– a) Machados Nobelpreis stärkt Opposition moralisch –
– b) Maduro-Regime reagiert mit Eskalation statt Öffnung –
– c) internationale Aufmerksamkeit erschwert Repression, kann sie aber auch provozieren –

3. Internationale Dimension des Konflikts
– a) US-Militäraktionen in der Karibik erhöhen Spannungen –
– b) Venezuela sieht Einmischung und mögliche Umsturzpläne –
– c) Trumps Einfluss verstärkt Polarisierung und erschwert diplomatische Lösungen –

Erklärungen Wer ist María Corina Machado?

María Corina Machado ist eine der prominentesten Oppositionellen Venezuelas. Die frühere Abgeordnete kämpft seit Jahren gegen das autoritäre System von Nicolás Maduro. 2024 wurde sie zur Präsidentschaftskandidatin der Opposition gewählt, jedoch staatlich von der Wahl ausgeschlossen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.

OZD-Extras

Bemerkenswert:
Noch nie in der Geschichte des Friedensnobelpreises war so unklar, ob eine Preisträgerin überhaupt an der Zeremonie teilnehmen kann – ein global sichtbares Zeichen politischer Unterdrückung.