Die Zahl der rechtskräftigen Verurteilungen in Deutschland ist im vergangenen Jahr spürbar gesunken. Rund 632.100 Menschen wurden von deutschen Gerichten wegen Gesetzesverstößen verurteilt – etwa 24.800 weniger als im Vorjahr. Das entspricht einem Rückgang von vier Prozent. Während Verkehrsdelikte leicht zunahmen, brachen die Verurteilungen im Zusammenhang mit Cannabis infolge einer Gesetzesänderung deutlich ein.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts stieg die Zahl der Verurteilungen wegen Verkehrsdelikten leicht auf rund 55.200 Fälle. Gleichzeitig sank die Zahl der Verurteilungen wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz drastisch um etwa 21.200 Fälle auf rund 36.400. Der Rückgang um 37 Prozent ist vor allem auf die Teillegalisierung des Besitzes und Anbaus von Cannabis zurückzuführen, die zahlreiche frühere Straftatbestände entfallen ließ.
Die Strafpraxis der Gerichte blieb dabei weitgehend konstant. In rund 80 Prozent aller Fälle verhängten Richter Geldstrafen. Freiheitsstrafen wurden in etwa 14 Prozent der Verurteilungen ausgesprochen, während in sechs Prozent der Fälle Jugendstrafrecht zur Anwendung kam. Die Statistik basiert auf der gerichtlichen Strafverfolgungsstatistik und gibt einen umfassenden Einblick in die tatsächliche Belastung der Justiz.
Die Zahlen zeigen eine klare Verschiebung der Schwerpunkte: Während die Justiz durch die Cannabis-Reform entlastet wird, bleiben Verkehrsverstöße ein dauerhaftes Problemfeld – mit leicht steigender Tendenz. OZD / ©AFP.
OZD-Kommentar – Entkriminalisierung wirkt, Probleme bleiben
Die Statistik liefert einen nüchternen Beleg dafür, dass Gesetzesänderungen reale Auswirkungen haben. Die Teillegalisierung von Cannabis entlastet Gerichte und beendet tausendfache Kriminalisierung ohne gesellschaftlichen Mehrwert. Gleichzeitig zeigt der Anstieg bei Verkehrsdelikten, dass Sicherheit im Straßenverkehr weiterhin unterschätzt wird. Weniger Verfahren bedeuten nicht automatisch weniger Regelverstöße – sondern oft nur einen veränderten politischen Fokus. Entscheidend bleibt, wo der Staat eingreift und wo er loslässt.
Mini-Infobox
– 632.100 Verurteilungen im Jahr 2024
– Rückgang um vier Prozent gegenüber dem Vorjahr
– Verkehrsdelikte leicht gestiegen
– Cannabis-Verurteilungen um 37 Prozent gesunken
– Geldstrafen bleiben häufigste Sanktion
OZD-Analyse
Auswirkungen der Cannabis-Teillegalisierung
– a) Deutlich weniger Strafverfahren
– b) Entlastung von Gerichten und Polizei
– c) Ende massenhafter Bagatelldelikte
Verkehr als Dauerproblem
– a) Leichter Anstieg bei Verurteilungen
– b) Hohe Relevanz für öffentliche Sicherheit
– c) Prävention und Kontrolle bleiben zentral
Strafpraxis der Gerichte
– a) Geldstrafen dominieren weiterhin
– b) Freiheitsstrafen bleiben Ausnahme
– c) Jugendstrafrecht mit konstantem Anteil
Was ist die Strafverfolgungsstatistik?
Die gerichtliche Strafverfolgungsstatistik erfasst alle rechtskräftigen
strafrechtlichen Verurteilungen in Deutschland. Sie dient der Analyse
von Kriminalitäts- und Sanktionsentwicklungen und ist eine zentrale
Grundlage für kriminalpolitische Entscheidungen.
Was bedeutet die Cannabis-Teillegalisierung?
Die Teillegalisierung von Cannabis erlaubt unter bestimmten
Voraussetzungen den Besitz und Anbau geringer Mengen. Dadurch entfielen
zahlreiche frühere Straftatbestände, was sich unmittelbar in der
Strafjustiz niederschlägt.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.