Der Kreml hat Berichte über unmittelbar bevorstehende direkte Gespräche zwischen den USA, der Ukraine und Russland entschieden zurückgewiesen. Präsidentenberater Juri Uschakow erklärte am Sonntag, bislang habe „niemand ernsthaft über dieses Vorhaben gesprochen“, und nach seiner Kenntnis sei ein solches Treffen auch nicht in Vorbereitung. Damit widersprach Moskau Aussagen aus Kiew, wonach Washington ein neues Gesprächsformat vorgeschlagen habe.
Seit Freitag wird im US-Bundesstaat Florida erneut über Wege zur Beendigung des Ukraine-Kriegs beraten. Dort kamen der ukrainische Chefunterhändler Rustem Umerow, Generalstabschef Andrij Hnatow sowie die US-Sondergesandten Steve Witkoff und Jared Kushner zusammen. Auch Vertreter aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien nahmen an den Beratungen teil. Am Samstag reiste zudem der russische Präsidentenberater Kirill Dmitrijew nach Florida.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte erklärt, die US-Regierung habe erstmals direkte Gespräche zwischen Unterhändlern aus Kiew und Moskau vorgeschlagen. Nach seiner Darstellung sollte ein neues Format entstehen, das die Ukraine, die Vereinigten Staaten und Russland gemeinsam an einen Tisch bringt. Diese Darstellung wird vom Kreml nun klar bestritten.
Die widersprüchlichen Aussagen verdeutlichen, wie fragil und politisch aufgeladen die derzeitigen diplomatischen Bemühungen sind. Während in Washington und Kiew vorsichtige Signale einer Annäherung gesendet werden, bleibt Moskau demonstrativ auf Distanz – und behält damit die Deutungshoheit über Tempo und Form möglicher Gespräche. OZD
OZD-Kommentar – Diplomatie im Schatten des Kalküls
Wenn Hoffnung aufkeimt, folgt aus Moskau der Dämpfer. Der Kreml spielt weiter auf Zeit und nutzt Unklarheit als strategisches Instrument. Die Dementis zeigen: Russland will derzeit keine Bilder von Augenhöhe oder Gesprächsbereitschaft liefern. Solange militärisch Fortschritte reklamiert werden können, bleibt echte Verhandlungsdynamik für Putin zweitrangig. Für den Westen heißt das: Vorsicht vor vorschnellen Hoffnungen – und Klarheit darüber, wer aktuell blockiert.
Lesermeinungen
„So lange Moskau alles abstreitet, ist jeder Friedensplan Makulatur.“
„Typisch Kreml: Erst abwarten, dann Bedingungen diktieren.“
„Die werden nie verhandeln“
Mini-Infobox
– Kreml dementiert geplante Dreierrunden
– Treffen in Florida ohne offizielle Russland-Ukraine-Gespräche
– Selenskyj spricht von US-Vorschlag
– Moskau sieht kein neues Format
– Diplomatie bleibt widersprüchlich
OZD-Analyse
Die widersprüchlichen Signale
– a) Selenskyj spricht von direktem Gesprächsformat
– b) Kreml dementiert kategorisch
– c) USA halten sich offiziell bedeckt
Russlands Kalkül
– a) Vermeidung von Gesprächsbildern
– b) Zeitgewinn durch Unklarheit
– c) Verhandlungen erst aus Stärke
Folgen für die Friedensbemühungen
– a) Vertrauensdefizit bleibt bestehen
– b) Vermittlerrolle der USA unter Druck
– c) Europa weiter ohne direkten Einfluss
Wer ist Juri Uschakow?
Juri Uschakow ist außenpolitischer Berater des russischen Präsidenten
Wladimir Putin und gilt als eine der zentralen Figuren bei der
strategischen Ausrichtung der russischen Diplomatie.
Wer ist Wolodymyr Selenskyj?
Wolodymyr Selenskyj ist Präsident der Ukraine und vertritt das Land seit
Beginn des russischen Angriffskriegs international in Friedens- und
Sicherheitsfragen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
OZD-Extras
Seit Beginn des Krieges dementierte der Kreml mehrfach Gesprächsformate, die später in veränderter Form doch zustande kamen.