Einen Tag vor Weihnachten haben massive russische Drohnen- und Raketenangriffe in weiten Teilen der Ukraine Stromausfälle ausgelöst. Bei eisigen Temperaturen wurden Energieanlagen getroffen, Millionen Menschen waren zeitweise ohne Elektrizität. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe setzte Russland 635 Drohnen und 38 Raketen ein. Mindestens drei Menschen kamen ums Leben, zahlreiche weitere wurden verletzt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von gezielten Angriffen auf die Zivilbevölkerung zu einem besonders sensiblen Zeitpunkt. Die Angriffe fänden statt, während Menschen eigentlich mit ihren Familien zusammen sein wollten – „zu Hause und in Sicherheit“. Mit Blick auf laufende diplomatische Gespräche sagte Selenskyj, Russlands Präsident Wladimir Putin könne „immer noch nicht akzeptieren, dass er aufhören muss zu töten“.
Besonders erschütternd war der Tod eines vierjährigen Mädchens in der zentralukrainischen Region Schytomyr. Das Kind wurde bei einem Drohnenangriff auf ein Wohnhaus tödlich verletzt, wie der Gouverneur der Region bestätigte. Weitere Todesopfer wurden aus der westukrainischen Region Chmelnyzkyj sowie aus Kiew gemeldet. Unter den Verletzten befinden sich auch Kinder.
Das ukrainische Energieministerium erklärte, infolge der Angriffe seien in mehreren Regionen Notstromabschaltungen eingeführt worden. Besonders stark betroffen seien westliche Landesteile. Der staatliche Netzbetreiber Ukrenergo meldete zudem Brände an Energieanlagen. Die russische Armee bestätigte Angriffe auf Energie- und Militärobjekte und sprach vom Einsatz von Langstrecken-Drohnen und Hyperschallraketen.
Angesichts der Eskalation mobilisierte die polnische Armee Kampfflugzeuge zum Schutz ihres Luftraums. Gleichzeitig intensivierte Russland seine Angriffe auf die Hafenstadt Odessa, wo erneut Feuer ausbrachen. Die Angriffe ereignen sich trotz laufender diplomatischer Bemühungen: Am Wochenende hatten in Miami Gespräche zwischen US-Vertretern sowie ukrainischen und russischen Unterhändlern stattgefunden, die von mehreren Seiten als „konstruktiv“ bezeichnet wurden. OZD
OZD-Kommentar – Winter als Waffe
Russland führt diesen Krieg längst nicht mehr nur an der Front, sondern gezielt gegen das Leben selbst. Stromausfälle bei Minusgraden sind kein Kollateralschaden, sondern Strategie. Wer mitten in Verhandlungen Kinder tötet und Millionen Menschen frieren lässt, sendet eine klare Botschaft: Einschüchterung statt Kompromiss. Diese Angriffe entlarven jede Friedensrhetorik aus Moskau als leere Hülle. Solange Energie und Kälte als Waffen eingesetzt werden, bleibt Diplomatie ein Drahtseilakt über dem Abgrund.

Mini-Infobox
Angriffsmittel: 635 Drohnen, 38 Raketen
Mindestens 3 Tote, zahlreiche Verletzte
Weite Teile ohne Strom bei Minusgraden
Angriffe trotz laufender Friedensgespräche

OZD-Analyse
Militärische Strategie
a) Fokus auf Energieinfrastruktur im Winter
b) Kombination aus Drohnen, Raketen und Hyperschallwaffen
c) Ziel: Destabilisierung der Zivilgesellschaft
Humanitäre Folgen
a) Strom- und Wärmeausfälle bei eisigen Temperaturen
b) Besonders gefährdet: Kinder und ältere Menschen
c) Zusätzliche Belastung für Rettungs- und Energiesysteme
Politische Dimension
a) Eskalation während diplomatischer Gespräche
b) Signal der Stärke an eigene Bevölkerung
c) Zunehmender Druck auf westliche Unterstützer

Erklärungen
Wer ist Wolodymyr Selenskyj?
Wolodymyr Selenskyj ist seit 2019 Präsident der Ukraine. Seit Beginn des
russischen Angriffskriegs ist er die zentrale politische Stimme des
ukrainischen Widerstands und wirbt international um Unterstützung.
Warum greift Russland Energieanlagen an?
Angriffe auf Energieinfrastruktur sollen die Bevölkerung demoralisieren,
wirtschaftliche Schäden verursachen und den politischen Druck auf die
ukrainische Führung erhöhen – besonders im Winter.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
OZD-Extras
Bereits im Winter 2022/23 setzte Russland systematisch auf Angriffe gegen Strom- und Heizwerke – die aktuelle Eskalation knüpft direkt an diese Strategie an.